
Ort der kriminellen Handlung:
DAS Hüttenkombinat.
In diesem gigantischen Komplex soll das Wundermetall mit Namen
Digedanium in die sozialistische Großproduktion übergehen. Doch
seid wachsam, Metallwerker! Der Feind liegt nicht auf seiner Matte.
Merkwürdigerweise ist Professor Schlick als Meeresforscher auch
stark in die Metallurgie involviert, scheint ein Universalgelehrter
zu sein. In der gewerkschaftlich garantierten Pause verlassen die
Digedags mit Professor Schlick das Betriebsgelände, denn sie wollen
bei der Ankunft der Radfernfahrer im Stadion dabei sein (Gustav Adolf Schur
gewann die Einzelwertung der "Internat. Friedensfahrt" 1959).
Die Werkskantine erhält gerade die monatliche, kontingentierte
Getränkelieferung in rustikalen, zeitgemäßen Holzfässern.
Für den Kneiper ist noch ein Brief seines Kegelbruders Emil dabei.
Dieses Schreiben stürzt den guten Wirt ob eines illegalen Ansinnens
in fürchterliche Gewissensnöte. Er wird gebeten, einen papierelosen
Kellner ins Werksgelände einschleusen. Doch egal, die Prämie kann er
gut gebrauchen.
Besagter Servierer soll sich in einem der Fässer aufhalten, aber
Fehlanzeige. Der Bierkutscher hat nach "last-in-first-out"
geliefert, weiß aber immerhin noch, wer alles etwas abbekommen hat.
So bleibt dem Wirt nichts übrig, als seinen Drahtesel zu
satteln und die Lieferorte der Reihe nach abzuklappern.
Seine erste Station ist eine gutbürgerliche Hochzeitsfeier, sozusagen voll
die Orgie. Als der Wirt bemerkt, daß das Faß nur Bier enthält, ist
es auch für Brautpaar und Gäste mit dem gemütlichen Teil des Festes
vorbei.
Nächster Anlaufpunkt ist der Ausflugsdampfer "Krabbe", welcher
gerade in See stechen will. Mit Mühe erreicht er den Laderaum und
waltet dort wie ein trunksüchtiger Berserker - das ist schlichter
Alkoholmißbrauch.
Beim Anblick der gelben Plörre vermutet die Besatzung die totale
Leckage und verläßt das sinkende Schiff. Der Wirt ist der letzte
Mann an Bord und setzt den Kahn auf einer viel befahrenen Chaussee
auf Strand. Obwohl er von rechts kommt, nimmt ihm eine Straßenbahn
die Vorfahrt. Weil es stark pressiert, begeht er auch noch
Schifferflucht.
Sein letztes Ziel ist die "Sport-Klause" am Stadion, in
welchem die
Radfernfahrt verenden soll. Unter stürmischem Beifall der tobenden
Massen schießt der Wirt als erster über die Ziellinie.
Als man bei ihm leider keine Startnummer vorfindet, wird ihm der Siegerkranz
wieder aberkannt. Die Klause ist leer, denn alles verlustiert sich
im Stadion. Endlich entdeckt er auch das sprechende Faß, das er mit
seinem Fahrradanhänger nun erst noch ins Werk schmuggeln muß. |
Nach der Ehrung des echten Siegers schwirren auch Schlick und die
Digedags zurück.
Nun müssen wir eine lehrreiche Werksbesichtigung
über uns ergehen lassen. Auf den Mittelseiten ist das "Kombinat" mit
seinen irdischen Anlagen wie Siemens-Martin-Stahlwerk und Thomaswerk
dargestellt. Professor Schlick erklärt dem Leser die Vorgänge in der
Metallurgie aus der Sicht des Tiefseeforschers.
In den Laboratorien beginnt bereits die Prüfung des neuen Metalls
auf Herz und Nieren.
Zug- und Druckeigenschaften sind vielversprechend - ein super Stoff.
Prof. Schlicks beiden Assistenten hat die Arbeit Appetit gemacht und sie
wollen ihre Schaffenskraft in der Betriebskantine regenerieren. Nachdem der erste die bestellte
Flasche Sprudel vom Neuen über die Schuhe bekommt und der
Agenten-Kellner in der Küche die Späne aus dem Krepp extrahiert,
kapiert der Wirt, wofür er die 1000 Valutas abgreifen darf. Der
Agent gibt sich ihm auch gleich als besoldeter Angestellter des
Großneonischen Geheimdienstes zu erkennen. Dem anderen Assi ergeht
es natürlich genauso. Den richtigen Grund schlußfolgert Dag in dem
Moment, als er sich selbst einen Digedanium-Span entritt.
"Kombiniere, kombiniere ...", entfährt es dem Dag, der Sherlock
Holmes war.

Unterdessen kommt ein waschechter Gastronomiker von der
Kaderabteilung, um die vermeintlich freie Stelle zu besetzen. Der
Agent mauert den braven Arbeitssuchenden in ein leeres Faß ein und
übernimmt dessen Identität. Nach erfolgter Straftat hat der Halunke
jetzt eine Stärkung nötig und schickt den Wirt in den Keller, ein
frisches Faß anzustechen.
Nun tauchen auch die Digedags in der Kantine auf, um ihre eigenen
Nachforschungen zu betreiben. Der Agent bietet den beiden Bier an,
das von den Digedags trotz streng abstinenzlerischer
Grundeinstellung nicht sofort ausgeschlagen wird, man muß ja mit dem Kerl ins Gespräch kommen. Ein Hilfeschrei aus dem
Bierhahn weist den Weg in die Gruft.
Im Gerangel verkeilen sich die Digedags und der Spion in einem Regal. Der Wirt hat mittlerweile
kalte Füße bekommen und den Werkschutz gerufen.
Der richtige Kellner wird aus dem Faß entnommen, der Agent verhaftet und der Wirt
verzinkt seinen Kegelbruder Emil, den alten Vereinsmeier.
Selbstkritik rundet die Geschichte ab, für lumpige 1000
Valutas sollte man solch ein Risiko wahrlich nicht
eingehen.
Beilage:
Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben -
Der Pionierexpress (Vertiefung der
beiden strategischen Themen "Maisanbau"
und "Kaninchenzucht". Auf die Genossen von der MTS
(Maschinen-Traktoren-Station) ist immer Verlaß) |
Rückseite:
Hochofen-Funktionalitäten |
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Das Heft bietet gleich zwei
zeitgenössische Highlights: Radrennen und Metallurgie.
"Course de la Paix"
Seit 1952 donnerten jährlich Radfahrer über Asphalt und
Kopfsteinpflaster der drei "Bruderstaaten" DDR, Polen und
Tschechoslowakei. Am 1. Mai 1948 startete die erste Fahrt,
zwischen Prag und Warschau mit Rückfahrt, denn jede Stadt wollte
ihre Sieger eigenhändig feiern. 1949 boykottierte Jugoslawien
das Rennen, es gab Diskrepanzen in der Stalin-Betrachtungsweise.
Die noch frische DDR nahm erstmalig 1950 teil, 1952 wurde sogar
die "Republik" in die Strecke integriert und Berlin,
die "Hauptstadt
der DDR", mit einbezogen. Die ersten Siege für Fahrer der DDR gab es
1953. Auch die "BRD" konnte sich dem Spaß nicht verschließen, sie
feierte 1956 Premiere im Rennen. 1969 fehlte die CSSR ("Prager
Frühling"). Auch die "Ruhmreiche" wurde später berücksichtigt,
1985 gab es drei Etappen in Richtung Moskau. 1991 bis 1994 eine
Krise: nach Deutschland stieg auch Polen aus. Ab 1996 gibt es
wieder den traditionellen Kurs durch alle drei Länder.
Ja, sie lebt noch, die "Internationale Friedensfahrt", 2004 fand
die 57. statt. Was als Amateurveranstaltung begann, ist wie
alles im Sport mittlerweile dem schnöden Kommerz verfallen.
Vorbild in Heft 34 war das
Eisenhüttenkombinat "J. W. Stalin" in der ersten
sozialistischen Stadt der DDR : Stalinstadt. 1950 von der SED
beschlossen, ging schon 1951 der erste Hochofen in Betrieb. Im
gleichen Jahr begann der Bau einer 25000-Proletarier-Stadt, der
1957 von Ulbricht der Name "Stalinstadt" verliehen wurde.
Stalin war lediglich der "Künstlername" innerhalb
seiner Partei. Eigentlich hieß er Iossif Wissarionowitsch Dshugaschwili.
Stalin ging der Menschheit glücklicherweise im Jahr 1953
wieder verloren. 1956 rechnete Chruschtschow auf dem KPdSU-Parteitag
mit Stalin ab, auch Ulbricht (als vormals großer Fan des Meisters)
distanzierte sich später vom Stalin-Kult. Trotz allem wurde
Stalinstadt erst 1961 in Eisenhüttenstadt umbenannt.
Als poetische Kostbarkeit folgt hier die Lobeshymne des
DDR-Oberhofschmeichlers Becher (Nixus Talentus läßt grüßen) an
den größten Wohltäter der Menschheit (vollst. Fassung):
Stalin [Auszug]
Es wird ganz Deutschland einstmals Stalin danken.
In jeder Stadt steht Stalins Monument.
Dort wird er sein, wo sich die Reben ranken,
und dort in Kiel erkennt ihn ein Student.
Dort wirst Du, Stalin, stehn, in voller Blüte
der Apfelbäume an dem Bodensee.
Und durch den Schwarzwald wandert seine Güte,
und winkt zu sich heran ein scheues Reh.
Wenn sich vor Freude rot die Wangen färben,
dankt man Dir, Stalin, und sagt nichts als: "Du!"
Ein Armer flüstert "Stalin" noch im Sterben,
und Stalins Hand drückt ihm die Augen zu. |
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