Auf dem republikanischen Teil der Neos-Oberfläche pulsiert das
pralle Leben. Ein elegantes
Cabrio mit Autopilot brettert über eine Unions-Autobahn.
Als Besatzung entdecken wir eine ziemlich originell gewandete Familie.
Die lieben Kleinen stecken in bayerischer Landestracht, Mutti und
Vati sind relativ normal angezogen, die Großeltern mit den Fummeln
der irdischen 1920er behangen.
Wie im Vorbild "Hobby" wird uns die vollautomatische Fahrbahn
erklärt. Autonomes Fahren und so.
Leider vermißt man den Hinweis auf einen Elektroantrieb. Papas Tageszeitung warnt
ausdrücklich vor abgestürzten großneonischen Spionen auf
dem Hoheitsgebiet der "Republik".
Aber das Wetter nebst südland-mäßigem Palmenstrand lädt zum
sorglosen Tümpeln ein, die gut gemeinten Anweisungen der Behörden werden
schnöde in den Wind
geschlagen. Also parken die Meeresfreunde ihr Gefährt in den
strandnahen Büschen und ziehen sich ihre Badekledasche an.
Doch im Gesträuch lauern die, vor denen so eindringlich gewarnt
wurde. Eine gute Gelegenheit zum Wäschetausch, die Zahl stimmt, die
Größen auch. Bloß mit den Geschlechtern geht's nicht so recht auf,
da die Frauenquote nicht eingehalten wurde. Die weiblichen Rollen
sind schwer zu besetzen und auch die Digedags wollen nicht in der
Tracht der Weißwurstler
auftreten.
Die Flucht mit dem gestohlenen Auto in Richtung Hauptstadt läßt der unbestechliche
Autopilot vor einem drohend aufgebauten Polizisten jäh enden. |
Aber der hegt keine gefährlichen Absichten, er möchte nur ein spätes
Mädchen zusteigen lassen.
"Digilein und Dagilein" fühlen sich
gerade durch Tante Malchens liebevolle Aufmerksamkeiten arg bedrängt, als aus dem
Autoradio eine polizeiliche Fahndungsmeldung nach den gestrandeten
Raumfahrern ertönt. Da kommt den Halunken Tante Malchens Einladung
zum Damenkränzchen wie gerufen.
Ziel ist "Vorort Waldeslust" (Waldsiedlung Wandlitz? 1960 Einzug
des
Politbüros). Die "Tanten", alle mit irdischen Benamsungen, sind in
der schieren Überzahl.
Ab diesem Heft wird überhaupt alles viel irdischer, besonders die
Namensgebung neuer Akteure.
Es geht zur Sache wie bei einem stinknormalen Kaffeekränzchen.
Lieschen, Malchen, Trinchen, Binchen, Thekla, Betty und Finchen
nutzen die Gunst der selbst anberaumten Damenwahl schamlos aus und
jede schnappt sich einen Traummann ihres Geschmacks. Das haben die
Spione wahrlich nicht verdient, aber Strafe muß nun mal sein.
Rettung für die Gebeutelten bringt Finchens Stolz auf den neuen
Farbfernseher. Nachrichtensprecher Feldmann liest gerade die
aktuellen Fahndungsmeldungen, das muß der Bunt-Fernseher
mit dem Leben bezahlen.
Und wieder sind sie alle auf der Flucht, diesmal mit der S-Bahn. Peer Tyla will zum "Zentralkreuz" (Zukunftsvariante vom Bahnhof
"Ostkreuz") fahren und da wird dann umgestiegen.
Da die Sechs im schlimmsten Bahnhofs-Gewusel gegen den Strom schwimmen,
fallen sie einem Zeitungsreporter auf. Diesen treibt der Hunger
vorerst in ein Automaten-Restaurant zum schmackhaften Fließband-Essen.
Ein
weiterer Schreiberling überredet Rasmus Rotter, den rasenden
Reporter, zu einem Botengang in die Redaktion.
Auf dem Weg dorthin läßt es sich Rotter nicht nehmen, die örtliche
Flaniermeile samt Lichtreklamen mit der Kamera zu verewigen.
Im Zentrum der Journaille erblickt er in der Zeitung eine
Suchmeldung mit den Konterfeis der Digedags, irgendwo hat er die
schon mal gesichtet, nur wo? |
Da fällt es
ihm wie Schuppen aus dem Gebälk, er hat sie kürzlich sogar selbst
abgelichtet.
Flugs eilt er zurück zum Ort der Aufnahme. Und siehe, die Digedags sind noch
da.
Das Bild wird aus einem Fenster des gegenüberliegenden Interhotels an eine
Hauswand projiziert.
In der Nobelabsteige bemerkt er, wie zwei verdächtige Typen das
entsprechende Zimmer
verlassen. Wir wissen, es sind Peer Tyla und eine frühe Version
von Mac Gips, einem Bildhauer, welcher, nomen est omen, in
Kalziumsulfatdihydrat arbeitet.
Im Atelier bietet sich Rotter ein seltsamer Anblick. Die Digedags und Sinus
Tangentus sind stilvoll an die hochgradig intellektuellen Kunstwerke
getackert, die beiden großneonischen OibE verfolgen gespannt einen
Faustkampf im Sportkanal.
Rasmus Rotter benutzt die Kunst als Waffe und entschärft die beiden
Liebhaber des quadratischen Ringes. Bei der frevlerischen Befreiung
der Gefesselten wird konspiratives Agenten-Equipment freigelegt.
Der Bildwerfer erinnert an das gute alte "Episkop",
hergestellt in
der Republikanischen Union.
Der Übergröße nach ein vermutlich
dampfbetriebenes Bildtelefon hilft, die Staatsmacht zu verständigen, die die
beiden Verbrecher alsbald mit der "Grünen Minna" abholt.
Beilage:
Beilage: Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben -
Der Bummelfritze , Armer Knabe
Fritz muß zuhause Frondienste leisten und vernachlässigt seine
Bildung. |
Rückseite:
Modell einer Einschienenbahn aus "Hobby" |
Merkwürdigkeiten:
Die Autonummer N-RU-813 (will heißen: Neos-Republikanische
Union-Nr.813) fragt: Wieviele Autos mag es auf dem Planeten wohl
geben? Siehe Digedon 17.
Ein besonderes Bonbon ist die Darstellung vom
"Querschnitt durch den Verkehrsknotenpunkt
der Hauptstadt". Ähnlich schöne Abbildungen gab
es auch in "Unsere Welt von morgen". |
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