
Wir schreiben das Jahr 1284. Eine nette prä-google-mapige
Vogelperspektive erlaubt uns einen Blick auf ein Labyrinth von Inseln und
gleich darauf landen wir in Venedig, der Stadt mit der offenen
Kanalisation. Und wir
platzen geradewegs in die Antrittsrede des frisch gewählten Dogen
hinein.
Es sieht nicht sonderlich rosig aus um Venedigs Machtanspruch, denn die
pösen Genuesen
blockieren den Venezianern die Handelswege, der Einfluss in
Konstantinopel ist nur als marginal zu bezeichnen. Marco Polo ist
seit 13 Jahren auf Reisen.
Drei angestaubte und in schlichtes Schmiedeeisen gehüllte Touristen
schleppen sich auf den Rücken ihrer reitbaren Untersätze übers Pflaster
des Markus-Platzes.
Dig und Dag kennt man schon, neu ist ihr Prinzipal, der ehrenwerte Ritter
Runkel von Rübenstein.
Den ersten Teil der Odyssee von Franken über die Alpen haben sie
bereits hinter sich gebracht.
Nun will der Ritter vom Dogen Hilfe bei der Suche nach dem Rübensteinischen
Familien-Schatz erbitten.
Das Benehmen dieses Ritters lässt zu wünschen übrig. Da ihm die
Wache den Zugang zur Ratssitzung verweigert, verschafft er sich
Eintritt mit roher Gewalt. Seine Oberhand hält nicht lange vor, auch
in Venedig gibt es für einen groben Klotz einen gleichartigen Keil.
Er nennt sich Cavaliere Carlo di Carotti. Des Ritters Statik
schwindet und er landet scheppernd zu Füßen des Dogen. |
Der
Großvenediger zeigt sich interessiert,
als er vernimmt, dass der Ritter gegen die Sarazenen
ziehen will. Sogar über ein Heer soll er verfügen. Runkel macht den
Flötenschlumpf. Aber auf
sein Tuten hin marschieren nur die Digedags auf. Da muss sich der
Doge wohl veralbert fühlen. Dann noch des Ritters diplomatisches
Geschick mit Tiervergleichen und der Hinauswurf ist perfekt. Doch so
billig lässt
sich ein rechter Rübensteiner nicht abweisen. Wieder ist es der
Kavalier von der Möhre, der
Runkel auf die Füße tritt und dessen Schwert Siebenstreich
äußerst elegant beschlagnahmt. Erst nach einem sonntäglichen Turnier mit dem Cavaliere soll es der Ritter wiederbekommen.
Nach dem unrühmlichen Abgang aus dem Dogenpalast geben sich Dig und Dag einiges über
Runkels Qualitäten zum Besten.
Neues Ungemach naht. Um keinen Umweg über die nächste Brücke machen
zu müssen, will sich der Ritter partout samt Pferd mit einer Gondel
übersetzen lassen. Beim Sprung in den Kahn tritt er den Boden
heraus. Dass passiert vor dem deutschen Handelshaus, wo gerade
Pflaumenmus umgefüllt wird. Die Handlungsmitarbeiter bieten ihm
Hilfe mittels eines Aufzugs an. Der Ladenschwengel zerschnippelt
aber das
Seil und Runkel stürzt samt Gaul in die Musfässer. Nun kommen die
Digedags hinzu, die sinnigerweise die Brücke benutzt haben.
Um die geschädigten Kaufleute zu
besänftigen, kaufen sie ihnen eine Tonne Mus ab.
Dig hat da so eine
Idee fürs Turnier. Da Runkels Unfähigkeit in Knappenkreisen bekannt
ist, wollen sie das Manko durch Grips wieder wettmachen. Bei
einem Gondelbauer verwandeln sie ihre beiden Lanzen in die
berüchtigten Mus-Injektoren. Ein Test mit Wasser lässt auf
Erfolg hoffen. Hauptsache, die Regeln schließen Marmeladen-Attacken nicht
grundsätzlich aus.
Der Sonntag ist da, das Turnier kann beginnen. Dem Sieger droht ein
freier Wunsch. Es lässt sich allerdings nicht gut an für den Rübensteiner. |
Bereits
beim ersten Lanzengang wälzt sich Runkel im Sand der Kampfbahn. Warum nun auch
seine Knappen gegen einen Cavaliere kämpfen sollen, wissen wahrscheinlich
nur die venezianischen Turnierregeln. Irgendwie unfair, immer auf die
Kleinen.
Um noch einen draufzusetzen, bemängelt der Turniervogt die Lanzen der Digedags.
Sie sind zwar auf deren
Kleinwüchsigkeit abgestimmt, entsprechen jedoch nicht dem Reglement. Dig
und Dag müssen also richtige Turnierlanzen verwenden. Aber solche
Überraschungen können die beiden nicht aus der Bahn werfen.
Dig ist
nun an der Reihe. Durch eine Art von Stabhochsprung entzieht er sich dem Stoß
von Carotti. Das bringt allerhand Punkte.
Dag macht es noch etwas besser. Mit einem
Sprung aus dem Sattel rutscht er dem Cavaliere auf dessen Lanze direkt
vors Visier. Das haut den siegessicheren Venezianer aus den Latschen.
Nun suhlt er sich selbst runkelmäßig am Boden.
Des Turniervogts Ansage lautet: "Sieger in der dritten Runde durch
Lanzengrätschausheber Turniergemeinschaft Runkel von Rübenstein."
Immerhin hat Carotti den Anstand, wenn auch im Liegen, dem Ritter zum
Siege zu gratulieren.
Später, auf dem Gewinnertreppchen triumphieren die Runkelianer. Statt
eines Goldregens ergießt
sich allerdings Pflaumenmus vom Himmel.
Dass der Cavaliere Carlo di Carotti - Goldmedaillengewinner von San Remo, Monaco und Paris und
Meister aller Klassen von Italien - stinksauer ob der Schmach ist,
sollte jedem klar sein. Seine Rache verspricht fürchterlich zu werden.
Die längste zusammenhängende und auch atmosphärisch dichteste
Serie des Digedoniums nimmt hier ihren Anfang.
Runkels erste Vor-Ritterregel, die hier noch schlicht Sprichwort
genannt wird: "Wenn's nicht geht, wie man will, muß man's tun,
wie man kann."
Und ein ritterregelartiger Reim, der da lautet: ... Siegen kommt
nicht vom Liegen!". |
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