
Nach ihrer Agentenphase gehen die Digedags nun zum investigativen Journalismus
über. Bei der "Vossischen Zeitung" in Berlin gibt's Beschäftigung als Reporter.
Zum Einstand haben sie sich beim Hofschmeichler Flunker durch zu
großen Erfolg unbeliebt gemacht. Dieses Exemplar der Schaumkrone
der Intelligenz protzt ständig mit einer hohen literarischen Ehre,
die leider in den dunklen Tiefen einer verschlüsselten Kassette ihr
hoffnungsloses Dasein fristet.
Bei der täglichen Dienstausgabe erhalten Dig und Dag das
Interview mit dem Kriegsminister und Flunker eine Reportage übers
Feuerwerk. Beides geht in Charlottenburg über die Bühne, aber der nachtragende Flunker weigert sich, die Digedags in seiner Kutsche mitzunehmen. So
bleibt ihnen nur, das Redaktions-Dienst-Dreirad zu entern und munter
loszustrampeln.
Auf der Chaussee werden sie von einem Feuerwerkstransport überholt,
der zufällig eine Kiste brisanten Inhalts verliert. Für Dig und Dag
ist es als geschulte Feuerwerker seit Heft 7 kein Problem, einen
Raketenantrieb ans Dreirad zu tackern.
So sind sie noch vor Flunker in Charlottenburg, allerdings hätte ihr
Gefährt die Erteilung der Feinstaubplakette knapp verfehlt.
In der Warteschlange vorm Schloss steht auch eine Kutsche mit
vornehmen Herrschaften. Es ist Major von Treskow, der nach
Vereitelung des österreichischen Spionageversuchs erneut zum Chef der Abwehr
befördert wurde.
Treskow hat hier allerdings ein wenig Pech. Eine vermutlich vom
österreichischen Geheimdienst gedungene Elster raubt ihm seinen
wertvollsten Orden von der Brust - jroße Kalamität, das! |
Aber die Digedags sind ja nicht rachsüchtig wegen Magdeburg. Sie
überzeugen die Elster, das Kleinod wieder rauszurücken. Herr Major
sind außer sich vor Freude, nun doch mit Fräulein Braut und Frau
Schwiegermonster am Ball teilnehmen zu können. Dafür dürfen Dig und Dag
im Tross von Treskows Kalesche auf der VIP-Spur ins
Schlossgelände einfahren.
Gleich darauf treffen sie auf den
Kriegsminister. Auch Leutnant Siemens ist hier als Pyromane für special effects
zugange.
Während die beiden findigen Reporter mit dem
Minister über die Heeresreform plaudern, bricht plötzlich die Hölle
los. Das etwas verfrühte Feuerwerk lässt Minister und Digedags in
Deckung gehen. Als sich die Schwaden verzogen haben, ist auch
schon Treskow mit dem verhafteten Attentäter zur Stelle. Siemens
soll's gewesen sein - der ist sich allerdings keiner Fehltritte
bewusst. Beim Lokaltermin glimmt schon wieder eine Lunte. Eine
Rosenkugel als Brennglas macht's möglich. Treskow ist
sauer, dass ihm der Kriegsminister untersagt hat, den mörderischen
Gärtner zur Rechenschaft zu ziehen.
Jetzt haben die beiden Vertreter des Qualitäts-Journalismus ihren Aufreißer fürs
Interview: "Attentat auf Kriegsminister".
Der Chefredakteur ist begeistert. Gleich gibt's wieder Stunk, denn
Flunker hat auf seine Art übers Feuerwerk geschrieben. Der Chef
verbannt ärgerlich beide Parteien in den Tiergarten, sich daselbst
abzureagieren und eine neue Reportage mitzubringen.
Während sich auf der schönen Doppelseite Flunker schon wieder für
eine Kutsche mit königlichem Logo interessiert, zieht es die Digedags zu einem freigeistigen
Volksredner, der sich der Politik der
Regierung angenommen hat.
Bei der folgenden Unterzeichnung eines diesbezüglichen Pamphlets ist
auch Siemens begeistert dabei.
Unter der Losung "Offiziere unterschreiben Aufruf gegen Muckertum"
machen sich Dig und Dag mit dem Schrieb schnell vom Acker.
Selbstverständlich kommt das auf die erste Seite der "Vossischen".
Ist aber wohl ein wenig zu viel des Guten. Denn Treskow erscheint
auf der Straße und konfisziert den Lesern die Zeitungen unter der Nase
weg. Die Beschwerde der Digedags bei ihrem Chef geht nach hinten
los. |
Der wäscht seine Hände plötzlich in Unschuld und will nichts
mit dem Skandal zu tun haben. Dafür muss
er in die bittere Pille beißen und ersatzweise Flunkers Geschwurbel
abdrucken. Dies versöhnt auch Treskow wieder mit der Welt.
Als die Digedags bei Siemens Buße tun wollen, erfahren sie, dass er sich in
schwerer Ungnade befindet und den militärischen Lebensabend in
Niederpritzwalde verbringen soll. Nur eine Erfindung von epochaler
militärischer Bedeutung kann das noch verhindern. Die Digedags hätten
da schon einen Einfall. Als belesene Insider haben sie von einer Erfindung
der sogenannten Schießbaumwolle Kunde erhalten. Und wer hat's erfunden? Die
Schweizer. Macht aber nix, solange das Zeug in Preußen noch unbekannt
ist. Ein erster Versuch endet vielversprechend und unter nur geringem Kollateralschaden.
Mit einem prallen Päckchen der Nachahmung macht sich Siemens mit
den Digedags auf den Weg zum Kriegsminister. Dag hat vorher noch eine
kleine Kostprobe abgezweigt. Am Brandenburger Tor werden sie von
Treskow kontrolliert. Wachsam wie er ist, tauscht er das Paket bei der
Inspektion gegen alte Fußlappen um. Sodann befiehlt er
seiner Ordonnanz, die komische Watte im Ofen zu versenken, denn
Majestät mag bekanntlich keinen Krempel in der Wachstube.
Die Explosion verschüttet den Inhalt der königlichen Kutsche, nun ist
Niederpritzwalde auch für Treskow angesagt.
Gemeinsam nimmt man die Verfolgung von Siemens auf.
Der hat unterdessen den Minister erreicht und präsentiert ihm Treskows
Sockenkollektion. Aber noch ist Preußen nicht verloren, die Digedags
haben da natürlich etwas vorbereitet. Als die Ladung in einem hohlen
Baum naturschutzwidrig einen Hornissenschwarm emigrieren lässt,
erreicht seine Majestät in Treskows Begleitung das brisante Versuchsfeld. Auch Flunker ist
zugegen, so können sich alle der natürlichen Anti-Rheuma-Behandlung unterziehen.
Ergebnis: viele Stiche, auf Treskow wartet die Verbannung und Siemens wird
begnadigt.
Die Digedags haben mit dem verbeulten Flunker kein Erbarmen und
reizen ihn weiter. In seiner Wut
haut er die ominöse Kassette auf seine Werkbank. Und siehe, sie öffnet
sich und gebiert einen Karnevalsorden mit unvorteilhafter Beurteilung
der Leistungen des Hofberichterstatters. |