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83 Der Fall Meinrath Oktober 1963


Wien 1842 - keine rosigen Zeiten für Österreich, um Preußen die letzten Geheimnisse zu entlocken. Als besonders hartnäckig erweist sich dabei die Festung Magdeburg. Oberst Meinrath, dem Chef des Geheimdienstes, sind die Einfälle ausgegangen. Feldmarschall Radetzky setzt ihm ein Ultimatum. Aber es gibt kurzen Aufschub, denn Radetzky hat gerade das 60-jährige Dienstjubiläum. Für seine 76 Jahre macht er noch einen recht schneidigen Eindruck.
Johann Strauß Vater hat eigens dem Jubilar zu Ehren den gleichnamigen Marsch kreiert. Als der Tambourschlumpf in totaler Verzückung einen Kronleuchter zerbröselt, bekommt Meinrath eine Eingebung. Daraus resultiert eine Dienstfahrt über Sachsen ins feindliche Preußenland. Die Reise ist so geheim, dass er Einzelheiten lediglich seinen beiden Enkeln anvertraut, die vermutlich hohe Sicherheitsstufen besitzen. Die beiden kleinen Insider bedauern ihn, denn in Preußen wird er sicher auf seinen alten Kontrahenten, den Major von Treskow treffen.
Die Steinbaukästen der Buben legen sein erstes Reiseziel fest - die Firma Bruch in Bad Schandau.

Zufälligerweise arbeiten Dig und Dag für Eusebius Bruch als "fähigste Assistenten" an der naturgetreuen Miniaturisierung eindrucksvoller Bauwerke.
Für einen Großauftrag über 50 vollständige Serien deutscher Burgen (Meinrath scheint über ein erkleckliches Spesenkonto zu verfügen), beauftragt Bruch die Digedags mit der Beschaffung der Baupläne für die Festung Magdeburg.
Dig und Dag werden hier ohne ihr Wissen von Meinrath indirekt als IMs rekrutiert. Das muss man ihnen später zugute halten.
Die Digedags reisen sofort nach Magdeburg, wo sie ein freundlicher Fischer zur Zitadelle paddelt.
Das preußische Militärgeheimnis wird von einem sehr standhaften Wachposten gesichert.
Ein kostenloses fotografisches Konterfei fürs Fräulein Braut lässt ihn butterweich werden. Dafür sollen die Digedags nachts nach Herzenslust durch die Zitadelle spuken dürfen. Um die Verwacklungsgefahr zu bannen, wird der Wächter festgetackert. Festungskommandant von Treskow verkennt das als zackige Haltung und befördert den Schützen Meier sofort zum Gefreiten.
Als die Digedags sich später beim Drogenhändler die nötigen Photochemikalien beschaffen, werden sie gebeten, einem in der Festung einsitzenden gewissen Siemens ein Päckchen zu übergeben. Am Abend karrt sie der Fischer erneut über die Elbe. Gefreiter Meier ist begeistert von seinem Bildnis und dient sich den Digedags als kundiger Führer an. Zuerst wird Siemens beliefert. Der hat seine Zelle in ein regelrechtes Labor verwandelt und macht galvanisatorische Experimente. Zur Demonstration wird schnell ein billiger Löffel vergoldet.
Nun gehen Dig und Dag ihrer konspirativen Tätigkeit nach.
Als sie am nächsten Tag wieder erscheinen, um ihre Restarbeiten zu erledigen, gibt Meier wieder den strammen Max. Sehr lange hat die Dankbarkeit für die Photographie also nicht angehalten. Erst, als sie Meiers Taschenzwiebel von Siemens einwandfrei vergolden lassen, erweicht sich der Gefreite wieder. Nun wird der Rest der Vermessung spielend bewältigt.

In ihrer von Meinrath finanzierten Absteige, dem Gasthof "Zur Zitadelle", bauen sie nach den Plänen mit scheinbar genormten Bausteinen die Zitadelle als Muster auf. Ihr akademischer Ehrgeiz gebietet ihnen aber, nun noch einmal das Original zwecks vergleichender Anatomie von oben zu betrachten.
Als sie auf der Spitze des Doms stehen und vom "man müsste doch fliegen können" schwadronieren, bietet ihnen der natürlich buckelige Klischeeglöckner ein eigens konstruiertes Fluggerät an. Die Digedags sind selbstredend für derartig exploratorische Aufgaben immer zu haben. Schnell noch die Kamera an die Flügel geschraubt und sich kraftvoll von der Brüstung abgestoßen.
Dass das Gerät vom ängstlichen Erfinder noch nie ausprobiert wurde, braucht sie ja nicht zu interessieren.
Zwar gleitet das Monstrum schnell zu Tale, lässt sich aber nicht lenken. So schweben Dig und Dag etwas unsanft auf dem Festungshof ein. Dabei vermurksen sie Treskow den Appell, bei dem gerade Siemens begnadigt wird. Sodom und Jomorrha lassen jrüßen.
Die Digedags werden als potentielle Spione verhaftet. Als dann Treskow noch die von Meinrath ausgestellte Verpflichtungserklärung und die Festungspläne findet, ist alles klar. Dig und Dag müssen einsitzen.
Doch der Gefreite Meier lässt die Zellentür offen und bei der Ortskenntnis der Digedags ist ihre Flucht natürlich ein Kinderspiel.

Im Gasthof ist unterdessen Oberst Meinrath wie verabredet eingetroffen, um die Pläne in Empfang zu nehmen. Des Wirts hoffnungsvolle Söhne haben aus der langweiligen Nachbildung der Zitadelle ein paar phantasievolle Bauwerke geschaffen.
Die Digedags kippen beim Anblick der Komposition aus allen Latschen. Sie werden von Meinrath beruhigt, sie hätten ja noch die Pläne.
Jetzt ist es an Meinrath, die Contenance zu verlieren. Er sieht aus wie seine eigene Migräne.
Alles vergeigt, aber Przemysl soll im Sommer auch sehr schön sein.

Zu Hause in Wien stauen sich derweil die Fuhrwerke an Meinraths Haus. Es sind die 50 Serien deutscher Burgen, die wenigstens seinen Enkeln großen Spaß machen. Meinrath hat fertig.
 

Die Hefte 83-88 könnte man auch als Spionage- oder Geheimdienst-Serie bezeichnen, hier streiten Österreich und Preußen um Bestleistungen beim gegenseitigen Ausspionieren.

Glücklicherweise ist es dem Fabrikanten Bruch nicht gelungen, den Lilienstein zu erwerben und abzutragen.

Die Brüder Lilienthal waren nicht nur kühne Bruchpiloten, sie erfanden 1875 auch ein Rezept zur Produktion von Bausteinen auf der Basis von Quarzsand, Kalk und Leinölfirnis.
1880 wurden auf dieser Grundlage "Richters Anker-Steinbaukästen" in Rudolstadt fabriziert. Das System der Anker-Steinbaukästen wurde weltweit vertrieben.

 

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