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82 Der Kampf um die Badewanne September 1963


Um die körper-hygienischen Zustände der Berliner scheint es unter dem vierten Friedrich Wilhelm nicht zum Allerbesten zu stehen.
Immerhin gelüstet es wenigstens die Digedags wieder einmal nach Reinigung der äußeren Fassade. Nante nach einer Bademöglichkeit zu befragen, ist eine gewagte Eingebung. Dieser reinigt sich nur intern und zwarstens mit streng antiseptischen Ingredienzien. Trotzdem kennt er vom Hörensagen auch den Aufenthaltsort einer Wanne. Leider schnappen ihnen  Bedienstete des königlichen Badewannen-Ministeriums den Zuber aus dem Hotel du Rome vor der Nase weg. Die zweite Adresse für Reinlichkeitsfanatiker ist eine rustikale Badestube. Justav, des Baders Faktotum, will hurtig warmes Wasser aus der gegenüberliegenden Fleischerei besorgen. Doch auf dem Rückweg muss erst das Wachbataillon passieren. Deshalb kühlt die Wurstbrühe völlig aus. Pech für Dig und Dag.
Die haben nun die Nase voll und entscheiden sich für die dritte Berliner Badewanne - die Spree. Ein verständnisloser Gendarm verübelt ihnen den Spaß.
Es folgt eine gebührenpflichtige Verwarnung für drei Taler.
Aber jetzt erst recht! Unter der gewagten Vorspiegelung starken Bartwuchses leiern Dig und Dag ihrer Wirtin Emilie Kamuffke einen Eimer Heißes aus dem Kreuz. Die in ihrem Zimmer improvisierte Reinigungszeremonie fällt buchstäblich ins Wasser. Einen weiteren hart erwetteten Taler greift die Wirtin ab. Trotz all der Misslichkeiten ist den Digedags die Lust auf Vergnügungen nicht vergangen. Den ganzen Tag zu baden macht schließlich Hunger.
In Krolls Etablissement gibt es neben Buletten auch geistige Nahrung. Als Kulturbeitrag läuft die Real-Satire "Nante, hol' die Badewanne" - ein äußerst gesellschaftskritisches Stück mit unerfreulichem Ausgang.
Trotzdem rast das Publikum vor Begeisterung. Mit am Tisch sitzt eine Lokomotivbauer-Brigade von Borsig. Einer kann nicht lachen - es ist Otto. Er hat durch Unachtsamkeit einen Kessel verausschusst, das steigert Borsigs ANG-Kosten erheblich. Die Digedags versprechen Otto ihre Unterstützung beim Chef.
Am nächsten Tag kaufen sie Borsig den Kessel unter Zuhilfenahme ihrer Wettgewinne ab.
Ein Fahrgestell unter den Kessel und Wannen angehängt - so haben sie sich eine neue Dienstleistung erschlossen. Den ambulanten Badebetrieb. "Bathroom to go", sozusagen. Parallel dazu eröffnen sie als Hauptquartier in der Parochialstraße eine Badestube. Erwartungsgemäß läuft das Geschäft prima. Eines Tages erscheint der Bade-Minister und fordert eine Expressreinigung für den Monarchen. Doch die renitenten Digedags können nur mit einer Vormerkung dienen. Das gibt sicher Ärger. Erst einmal sind sie jedoch zum berühmten "Stralauer Fischzug" eingeladen.
Digs und Dags geschäftliches Expansionsbestreben kennt keine Grenzen. Am Spreeufer wollen sie eine große Badeanstalt eröffnen.
Leider scheitert dieses Ansinnen am Berliner Grünflächenamt. So behelfen sie sich notgedrungen mit einem Badezelt am Strand der Spree. Die Digedags lassen sich auch kulturell nicht lumpen und veranstalten mit ihren Wannen ein zünftiges Fischerstechen auf der Spree. Nachdem sie beide mangels Ahnung wannenbrüchig geworden in den Fluten treiben, nähert sich der königliche Dampfer. Majestät erkennt sogleich die missratenen Untertanen und befiehlt die sofortige Einvernahme der Frevler. Auch die beiden Wannen werden vorläufig beschlagnahmt.
Nun sitzen die Digedags am kürzeren Hebel und müssen nach des Königs Pfeife tanzen. Die drei noch wartenden Badegäste sind empört über soviel königliche Willkür. Sie schließen sich murrend dem Badetross zum königlichen Schloss an.
Dort angelangt, wird der König von den Digedags ordentlich eingeseift. Den Wartenden dauert das aber zu lange. Sie stürmen das Badezimmer, um energisch zu insistieren. Doch die Staatsgewalt setzt die Drei augenblicklich vor die Türe.
Wenig später ereilt die Digedags das gleiche Schicksal. Wegen grob unsachgemäßer Behandlung der königlichen Epidermis verlieren sie ihre Badekonzession.
Nicht, ohne die Wanne noch schnell zu entkorken.
 

Ein schönes Bild vom ehemaligen Stadtschloss. Parteilicherweise hat uns der Große Natschalnik "Spitzbart" von den Resten dieses Relikts preußischer Monarchie befreit. Aber die "Last der Republik" war vom Aufbau her bestimmt nicht preiswerter.
Erstmalig zieht sich ein Digedag vor laufendem Zeichner aus. Leider sind für uns dabei keine geschlechtsspezifischen Merkmale auszumachen.
Gehen wir also weiter von einem maskulinen Kobold aus.

 

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