Die Digedags betreiben 1837 ein "Dienstleistungszentrum" aka "Komplex-Brigade" in Berlin, jleich an die Jungferbrücke.
Leider sieht es heute an dieser Stelle absolut unromantisch aus,
auch der Kupfergraben hat keinen Schiffsverkehr mehr, außerdem heißt
er jetzt Schleusengraben.
Das Auftragsbuch der Digedags ist bis unters Dach gefüllt, die beiden sind bei
ihren Kunden
und Nachbarn gleichermaßen beliebt, was braucht man mehr?
Der erste Auftrag des heutigen Tages besteht in einer Lieferung runderneuerter Helme an die Wachkompanie.
Während Dig und Dag beim Guckkastenmann völlig ohne GEZ-Spende einen Blick
auf die "kriejerischen Türken" werfen können, bekommt Dig von
Gottliebs fescher Tochter Emma eine Art Liebesbrief für ihren Macker August
Pickel zugeschoben.
Beim Abliefern der Hüte an die Wachkompanie werden Dig und Dag Zeugen der
völlig unsachgemäßen Helmbenutzung. Der Oberwächter Feldwebel Kulicke hat das
Knautschen der Kopfbedeckung als pädagogische Leitlinie
für seine Truppe auserkoren. Jede noch so unbedeutende Verfehlung der Kompaniegenossen
verschafft August Pickel neue Arbeit. Leider vermasseln die Digedags
dem Sattler die Lebensstellung, indem sie den Kreislauf der Helme
vermutlich zum Erliegen bringen. Um nämlich den fiesen Feldwebel zu
maßregeln, präparieren sie ein Testmodell mit einer Schusterahle. Diese
Maßregelung vermiest dem armen Feldwebel die weitere Ausübung
seines Dienstes. |
August
Pickel ist ob des Briefes seiner Ische zutiefst niedergeschlagen.
Die Digedags versuchen, ihn mit ihrem Prototyp einer knitterfreien
Kopfbedeckung wieder etwas aufzumuntern. Hilft aber nicht, denn Emma macht
Ernst. Wenn August sie nicht zum Hofball geleitet, ist Schluss mit
Liebe und so. Selbstredend versuchen die Digedags dem
hoffnungsvollen Paar zu helfen. Fällt
schließlich unter "Dienste aller Art". Zufällig werden sie vor ihrem
Geschäft Zeugen eines Missgeschicks. Ein Lampenputzer stößt mit
seiner Leiter ein Paket in die Spree. Im nächsten Moment liegt der
Karton, von Dig und Dag geborgen, wieder auf dem Lande. Der Inhalt
ist, wen wundert's - ein Ballkleid, nun allerdings leicht
reparatur-bedürftig.
Und schon haben die Digedags ihren nächsten Auftrag. Die Restaurierung
des Kleidungs-stücks und persönliche Lieferung an die Frau
Geheime Oberkammerjägermeistersgattin Piefken.
Da die zwei des korrekten Bügelns doch nicht so mächtig sind,
lassen sie sich von Emma unter die Arme greifen. Dummerweise
versprechen sie Emma als Gegenleistung schon mal die Zwischennutzung des Kleides. Viel
Zeit zum Grübeln bleibt nicht, jetzt wartet erst einmal der nächste
Auftrag: den türkischen Gesandten zufrieden zu stellen. Bevor sie
damit loslegen können, kommt der Postbote. Die erste Nachricht
versetzt den Türken in Verzückung - eine Einladung zum Hofball. Der
nächste Brief ist seine sofortige Einberufung nach Konstantinopel.
Das lässt ihn die Contenance verlieren. Allerdings ist das noch
steigerungsfähig als ihn die Digedags um die für ihn nun nutzlosen
Karten bitten.
Ihr erster unzufriedener Kunde - Rauswurf. Doch die Digedags haben weitreichende Verbindungen. Mit Hilfe von
Schornsteinfegermeister Schwarz lässt sich Dig in die Dschehenna
abseilen und greift sich die Karten.
Das sind ja mal gute Nachrichten für August, ein Ballkleid nebst
zugehöriger Billets. Der Meister der Ahle war auch nicht müßig und
hat derweil aus dem Modell der Digedags einen
militärtauglichen Schutzhelm gezimmert. Der passt auch ausgezeichnet zu seiner
Schützengilde-Uniform. |
Frau Piefken hat
endlich vom Verbleib ihres Ballkleides erfahren
und sie ermahnt die Digedags eindringlich, ihr das Gewand ja
pünktlich zu übergeben.
Dann ist
der große Tag gekommen. Der Zug nach Potsdam steht bereit, die Piefken
hat natürlich in der ersten Klasse gebucht. August und Emma
haben auch Plätze erhascht. Nur die Digedags müssen dienstbotenmäßig
auf dem Dach reisen. Das kommt allerdings ihrem Plan entgegen. Schon
im Eisenbahnabteil bewährt sich Augusts Kopfbedeckung, er rettet Emmas
Frisur. Zwischen Steglitz und Lichterfelde hängt Dig den Waggon mit
der Kammerjägerin ab. Während die Entrüstete mit Ochsenkarren und später
in General Wrangels Kampfwagen gen Potsdam rumpelt, sind die Digedags
mit Emma und August schon längst auf dem Hofball. Augusts Helm erweckt
natürlich Majestäts Bewunderung. Ehrlicherweise outet er sich als
schlichter Sattlermeister. Der Holzhammertest bestätigt die Güte der
Kopfbedeckung.
Dann taucht die Piefken auf und kreischt die Digedags
aus der Deckung. Der Thronhimmel stürzt - und August rettet die
königliche Familie vor der Stauchung. Als Hilfspfosten fängt er mit
seiner Helmspitze die Last des Himmels ab und erweist sich als
Bewahrer des Preußentums. Das gibt einen Orden und ein Patent auf
seine Erfindung. Als Pickelhaube soll sie dem preußischen Heer Deckung
von oben verschaffen.
Am Rande bemerkt:
Friedrich Wilhelm der IV. führte die Pickelhaube 1842 für einige
Sparten des Heeres ein.
Auch im Ausland erfreute sich diese Kopfbedeckung sowie diverse
Derivate davon großer Beliebtheit. Noch heute werden ähnliche
Helme in Schweden und Chile bei Paraden präsentiert. Heine
befürchtete allerdings in seinem "Wintermärchen" eine Affinität
des Objekts für Blitzeinschläge.
Die Jungfernbrücke ist die älteste noch vorhandene Brücke von
Berlin und auch die einzige Klappbrücke. Heute steht sie ziemlich verloren inmitten moderner Zweckbauten. |
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