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79 Krach im Hoftheater Juni 1963


Die Welt ist noch halbwegs heil im Jahr 1837 im schönen Dresden und Umgebung. Noch ahnt keiner, dass der selbsternannte Weltkultur-Wächterrat in reichlich 170 Jahren den Bannfluch über Dresden verklappen wird. Na ja, wenigstens haben uns die Vögel 1893 noch gestattet, das schöne Elbtal mit dem "Blauen Wunder"  nachhaltig zu verwüsten.

Der König von Sachsen, Friedrich August der II. und sein engster Mitarbeiterkreis ziehen sich gerade im Hoftheater einen "Kessel Buntes" rein. Und weil damals noch alles unzensiert über die Bühne ging, gibt es doch prompt Probleme mit der Regie. Ein Mime namens Mimerich weigert sich, die etwas ringelnatzige (oder besser ringelnatzeske) Eloge an den Herrscher zum Vortrage zu bringen. Dig und Dag, auch als Künstler am Hoftheater engagiert, haben den rettenden Einfall.
Sie wollen Mimerich ein lustiges Gedicht soufflieren, das dieser zur gut bekannten Melodie "Auf der Festung Königstein ..." intonieren soll. Schlechte Akustikbedingungen und Übermittlungsverluste machen aus dem harmlosen Text leider eine schwere Majestätsbeleidigung.
Der geschmähte August reagiert erwartungsgemäß etwas cholerisch.
Zwar können die Digedags das "Missverständnis" erklären, aber das Schicksal des Lästerbuben ist trotzdem besiegelt.
Ein Ensemble wird stationiert: Festungshaft ohne Bewährung.
Die Digedags plagt natürlich das Gewissen, schließlich haben sie den Mimerich etwas hineingeteufelt. So schließen sie mit dem Festungskommandanten die Wette ab: Wenn es gelingt, Mimerich aus dem Hochsicherheitstrakt der Festung zu befreien, so soll er auch weiterhin in Freiheit bleiben.
Nun heißt es, einen Plan zu schmieden. Als die Digedags gerade die Augustusbrücke (sie braucht vorläufig noch nicht abgerissen zu werden) in Richtung Schloss queren, wird ihnen von den Abgasen des ersten Schubertschen Dampfschiffs (das ist natürlich der Aufhänger zur Erfinderserie, Schubert war auch der Vater der ersten deutschen Lokomotive "Saxonia") der Durchblick geraubt. Durch eine Fehlstelle im Geländer der Brücke fallen sie auf eine Markise des Dampfers.
Unter sich entdecken sie zufällig den Adjutanten des Festungskommandanten. Für dessen Ohren entwickeln sie einen haarsträubenden Befreiungsplan. Demnach wollen sich Dig und Dag münchhausenmäßig in die Festung hineinschießen lassen.
Freudig erregt eilt der Adjutant mit seinen konspirativen Erkenntnissen schnurstracks zum direkten Vorgesetzten.
Der Kommandant hat unterdessen auch nicht geschlafen und allerlei Hindernisse für Festungsbesucher zur Verfügung gestellt. Da hat es sogar ein Profi wie Major von Pleißenwasser ziemlich schwer. Der Kommandant ist begeistert. Für diese Leistung gibt's reichlich Beförderung samt Orden.
Und ab jetzt wird auch dem Schiffsverkehr auf der Elbe besondere Beachtung geschenkt.

Eines schönen Tages kommt ein äußerst verdächtiges Schiff längsseits. Der wachsame Beobachtungsposten läutet die Alarmklingel. Natürlich erklärt der Kommandant die Aktion  zur Chefsache und entert mit seinem Tross die "Königin Maria", das Dienstschiff des Geenichs.
Dann vergeht er sich verbal und physisch an seinem Landesherrn nebst Gattin, in der Annahme, es mit einigen "Schmierenkomödianten" zu tun zu haben. Doch der Gomödchand hat glücklicherweise seine Leibwache mitgebracht, die den unbotmäßigen Kommandanten festsetzt. Das kostet ihn sogleich Rang und Festungsschlüssel.
Auf den Schlüssel sind die Digedags besonders scharf, denn bis hierher ist es genauso gelaufen wie geplant. Leider kommt ihnen der König zuvor und kassiert den Schlüssel ein.
Nun muss improvisiert werden.
Beim Anblasen der Dampfhupe hat Dag die zündende Idee. Mit dem königlichen Thronhimmel und ausreichend Dampf darunter müsste sich doch eine tolle Ballonfahrt veranstalten lassen. Der Maschinist erklärt sich zur Mithilfe bereit. Vorsichtshalber färbt er sich vor der Tat die Haare um, damit er nicht erkannt wird. Der Start gelingt und die Blase erhebt sich in den blauen Himmel von Königstein. Allerdings wehen die Winde heute ungünstig. Aber mit der Hilfe von festungsbeheimateten Krähen lassen sich Dig und Dag mit ihrem Luftschiff über die Burganlage schleppen. Mimerich hat gerade seinen Hofgang. Im Sturzflug fallen die Digedags den Bewachern um den Hals. Mimerich krallt sich ans königliche Kanapee und entschwebt in Richtung Elbe. Vor der "Königin Maria" muss Mimerich notwassern. Nach seiner Rettung wird er vom Geenich begnadigt. Auch der Gommandand bekommt Amt, Würden und Schlüssel zurück. Zu guter Letzt befreit man die einsitzenden Digedags und der Kommandant rächt sich an den Verderbern seiner Wette.
Die Krähen werden der Festung verwiesen. Nicht, ohne dass die Oberkrähe den Festungsschlüssel endgültig stibitzt.
 

Friedrich August II. von Sachsen (* 18. Mai 1797 in Pillnitz;
 † 9. August 1854 in Tirol) war Mitglied der albertineschen Wettiner und von 1836 bis 1854 dritter sächsischer König.

 

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