Die Digedags sind gerade dabei, große Karriere als
Hauptstadt-Schnüffler zu machen, da erhalten sie Bhur Yhams
Vorladung zu einer neuen Weltraumreise. Hals über Kopf brechen sie auf zum Raketenbahnhof. Nach dem
herzlichen Abschied von je zwei Schlucks und Schlicks fällt den
Digedags ein, daß ihr Zeitungs-Abo und der Wasserhahn weiter laufen. Aber halb so
schlimm, sie kommen doch eh' bald wieder zurück.
Das
Raumschiff XR 8, das edelste seiner Klasse, hebt vom Neos ab. Nun ist der Gigant aus Digedanium und Stubenrauch'scher
Plastverblendung den Blicken der Winkenden entschwunden.
Schon nach der ersten Flugwoche vereinnahmt die Digedags gähnende
Langeweile, kein Klingonenangriff, keine Begegnungen mit Dr. Evil
oder Lord Helmchen.
Alles läuft vollautomatisch, Quintilius Quick würde schier
verzweifeln. Die Digedags erinnern sich, daß sie
seinerzeit auf der Erde einen Raumfahrtpionier kennengelernt hatten
und geben Bhur Yham die Geschichte zum besten.
Steht alles, sauber aufgezeichnet, im Tagebuch "Unsere
Abenteuer".
Im Jahre 1892 durchqueren die Digedags im Rahmen einer Sibirienkreuzfahrt
das Städtchen Borowsk. Auf einem verschneiten Dachfirst hocken zwei
Gestalten - der Physiklehrer Ziolkowski und sein Schüler Sascha.
Argwöhnisch wird ihr Tun von alten Weibern und den einschlägigen
Dorfgrößen wie Pope, Polizist und Lehrer beobachtet. Die bösen Blicke
lösen schließlich eine Lawine aus und Sascha fällt vom Dach wie ein
Äpfelchen. Ist doch kein Vogel, schließlich. |
Der Gendarm und die Pädagogen lamentieren, daß Ziolkowski die
Jugend nur zu grobem Unfug anstifte. Die Digedags sind darob
neugierig geworden und fragen den unbeschädigten Sascha nach einem
Quartier für die Nacht. Bei Ziolkowskis Wirt, der gleichzeitig auch
sein Schwiegervater ist, sind noch Strohsäcke frei. Gospodin Dag
befiehlt seinem Kutscher: "Nimm das Gepäck,Timofej!". Jegor
Nikolajewisch taut sich gerade seine tiefgefrorenen Hufe in einem
Zuber heißen Wodkas auf. Timofej rächt sich für Dags Schikane und
stellt ihre Reisetaschen im Fußbad ab. Barbara Jegorowa, die Dame des
Hauses darf scheinbar nur die groben Arbeiten verrichten.
Sascha zeigt den Digedags auf dem Dachboden das Erfinderstübchen
Ziolkowskis. Da sind Modelle von Raumstation, Luftschiff, Windkanal,
Mondrakete und Metallflugzeug zu bestaunen. Ziolkowski hat am Abend
noch eine Konferenz mit Lehrerkollegen, wo er seine utopischen
Gedanken
rechtfertigen soll. Sascha darf als Famulus mitkommen und die
Modelle tragen.
Die Vorführungen fallen für das Auditorium ein wenig zu
intellektuell aus und sind für die Probanden auch kein rechter Spaß.
Der Lehrer muß seine kantige Runkel für die Demonstration des Luftwiderstands
hinhalten, der Polizeikommissar wird in Ermangelung des echten
Mondes mit einer Feststoffrakete umrundet.
Nun, es kommt zur Auswertung und Ziolkowski werden verschiedene
Sanktionen angedroht. Aber das hebt ihn schon nicht mehr an, denn er
hat sich bereits mit seinen Arbeiten an der Petersburger Akademie
beworben.
Zurück am heimischen Herd, liefert der Tischler gerade eine
Windmaschine frei Haus. Damit werden die Eigenschaften des
Flugzeugmodells getestet. Das unheimliche Rauschen lockt wieder die
alten Vetteln auf den Plan, die in ihrer Angst sofort nach dem
Väterchen Pope schicken.
Der Kirchenmann insistiert bei Ziolkowski, doch der treibt dem
Schwarzkittel mit seiner Elektrisiermaschine den Teufel aus. Damit
vergeigt er es sich beim Popen total. Hätte er nicht machen sollen,
denn der Briefträger bringt keine so guten Nachrichten aus Sankt
Petersburg. |
Die dortige Akademie hat keine Verwendung für die genialen
Erfindungen, aber es ist ja bald Oktoberrevolution und dann soll alles
besser werden.
Um auf andere Gedanken zu kommen, veranstalten die Gastgeber einen Samowarabend,
wo Ziolkowski allerlei über mehrstufige Raketen zum besten gibt.
Sascha bleibt der Veranstaltung fern, er will seinen Kumpels das
Flugmodell vorführen. Die jungen Flieger werden leider zu jungen
Brandstiftern, denn die Cockpit-Beleuchtung setzt eine Scheune in
Brand. Obwohl das ganze Dorf beim Löschen hilft, gibt es Totalschaden,
auch Jegors Haus wird ein Opfer der Flammen.
Somit sind Ziolkowskis Unterlagen und Modelle verloren. Der vorerst
letzte Schicksalsschlag ereilt Ziolkowski am nächsten Morgen. Eine
Abordnung seiner Neider und Widersacher verkündet ihm die Strafversetzung in die
Gouvernements-Hauptstadt Kaluga.
Die Digedags verlassen Borowsk gemeinsam mit Ziolkowski und seiner
Frau.
Beilage:
Steinchen an Steinchen - Der Kolumbus
des Weltraums
"... zweifelt heute auf der ganzen Welt kaum
noch jemand daran, daß dieser Kolumbus ein Sowjetmensch sein
wird."
10 Punkte! |
Rückseite:
Vater der Weltraumfahrt:
Erst verlacht, aber nach der Großen Sozialistischen
Oktoberrevolution Förderung und Verbreitung der Lehren, heute
[1960] sind "die meisten von Ziolkowskis Plänen
verwirklicht":
"Sowjetische Sputniks, Luniks und ein riesiges Raumschiff
umkreisen die Erde, die Sonne und den Mond." |
Literatur:
Ein ähnlicher gearteter Dialog zum Windkanalversuch auf
dem Dach erschien wenig später in:
"Der Mensch im All",
von Kurt Hoffmann im Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1961.
Allerdings handelt es sich hier um eine sehr stark
ideologisierte und einseitige, teilweise sogar falsche Darstellung der Raketenentwicklung auf der Erde. Die deutsche
und amerikanische Komponente des Ganzen wurde vorsichtshalber
unters rote Tischtuch verbannt. |
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