
Bhur Yham besucht nach Rückkehr von seiner letzten Raumexpedition
zusammen mit den Digedags die nationale Raumschiffschmiede der
Republikanischen Union. Für das im Bau befindliche modernste Schiff
des Weltalls wird ein neues Metall verwendet. Hier muß man das erste
Mal das Universalwissen Bhur Yhams anzweifeln, denn Digedanium ist
ihm fremd. Hat er auf seiner letzten Weltraum-Expedition keine
Zeitung gelesen? Daß als Isoliermaterial weiterhin der antike
Kunststoff verwendet werden soll, kann Yham nicht zufriedenstellen.
Wie's der Zufall will, ist gerade Messezeit. Auf der Chemiemesse
wird sich schon etwas Passendes finden lassen.
Der Messesonderzug startet pünktlich, die Digedags schwitzen
ordentlich nach dem Erklimmen des Bahnsteigs. Wie zum Possen ist
auch noch die Dampfheizung an (etwas archaisch für den Neos!), so
daß Dag das Fenster öffnen muß. Das deutet auch darauf hin, daß Frühjahrs-Messe angesagt ist. Ein bunt
beleimtes Gepäckstück kommt durchs geöffnete Abteilfenster herein
und geht auf Digs Haupt nieder. Dag findet's schade um den Koffer.
Kurz darauf meldet sich der Eigentümer im Abteil, ein Vertreter in
Sachen Dampfhämmer (schon wieder Dampf). Wir wissen schon, es ist
kein anderer als der ominöse Mac Gips, seines Zeichens Agent der
feindlichen Mächte.
Der holt sich das gute Stück gleich wieder.
Hinter Digs Ohr ist ein Aufkleber zurückgeblieben. Bhur Yham
identifiziert "San Sabodor" als großneonische Stadt.
Ein freundlicher Herr im Abteil taut in der Wärme auch auf und führt
seine garantiert unverwüstliche Kunststoffbrille vor. Doch die Hitze
der Heizung läßt das Nasenfahrrad wie einen Hefekloß aufgehen.
Immerhin Anlaß genug, den Digedags den Vorgang der Polymerisation
von Kunststoffen zu erklären und dann von der Messe-Präsentation
seiner Brille Abstand zu nehmen. |
Der Mitropa-Kellner läutet bald zum Mittagessen, auch der
Dampfhammerwerksvertreter begibt sich in den Speisewagen. Dag kommt
der Kerl irgendwie bekannt vor. Dem Drängeln des Vertreters nach der
bestellten Nudelsuppe gibt der Kellner, unterstützt durch eine
scharfe Kurve, prompt nach. Er hat aber nur Tomatensuppe dabei, die
er zusammen mit den anderen Speisen kunstvoll auf dem Vertreter
anrichtet. Als der den Kellner ein wenig kritisiert, fällt auch bei
Dig der Groschen.
Die Digedags folgen dem komischen Vertreter ins Abteil und stellen
ziemlich peinliche Fragen. Plötzlich wird's dunkel und die Digedags
sind pitschnaß. Aber auch in anderen Abteilen ist das gleiche
vorgefallen. Der Zugbegleiter löst das Geheimnis, der Tank einer im
Tunnel entgegenkommenden Lokomotive war nur undicht.
Mac Gips klebt sich derweil im Klo seinen abgeweichten Spitzbart
wieder ans kantige Kinn.
Auf dem Gelände der Chemiemesse lungert der Kerl am Plaste- und
Elaste-Stand
herum. Da Bhur Yham auch an den hier angepriesenen Produkten keinen
Gefallen findet, schickt ihn der freundliche Kunststoff-Berater zu
Sigi Stubenrauch, dem Assistenten von Professor Schmor.
LEXI erklärt uns inzwischen, wie man aus Kohle, Kalk und Wasser
prima Kunststoffe schmoren kann (in der DDR bestens bekannte
Materialien wie Duroplast, Dederon, Buna, PVC usw.).
Plötzlich begrapschen zwei zarte Hände Bhur Yhams bebrillte Lichter
von hinten. Es ist Siria Kysur, neuerdings des alten
Geheimniskrämers Angeheiratete. Eigentlich traut man dem
bier-ernsten Bhur Yham gar kein Privatleben und -vergnügen zu.
Die Digedags ziehen sich diskret zurück, um das junge Glück nicht
beim Balzen zu behindern.
Obendrein wollen sie die Sache Stubenrauch bearbeiten.
Dichte Qualmwolken wabern schon durch die Papageienstraße.
Doch die schleunigst alarmierte Feuerwehr wiegelt ab. Wenn's dort
raucht, ist alles voll normal.
Sigis Bruder Robby öffnet die Tür und lädt die Digedags zum
fröhlichen Experimentieren ein.
Geringe Anlaufschwierigkeiten können die Erfindung eines
revolutionären Kleisters nicht mehr verhindern. Negativ ist bloß,
daß
dem Zeug ein Weichmacher fehlt. Nachdem sich Robby unlösbar an der
Decke installiert hat, verschmelzen auch die Digedags mit ihren
Hinterseiten. Eigentlich müßten sie nur aus ihren Jacken rutschen,
aber dann wäre die Geschichte zu einfach. |
Ihr
einziger Ausweg ist Sigi, der angeblich noch Überstunden in der Uni schrubbt.
Im Labor werden die Digedags vom Dampfhämmerer überwältigt, in dem
sie endlich auch Mac Gips wiedererkennen. Chloroform läßt die beiden
sanft in den Standby-Modus hinüberdämmern. Mac Gips wirft sie achtlos
auf die Rückbank neben den gefesselten Studiosus, den er ebenfalls
frisch gekidnappt hat. Ein Polizeiauto stoppt die Agentenkalesche und Sigi frohlockt schon. Aber die Ordnungshüter wollen nur die Strafe für
Fahren ohne Licht abkassieren. Die Digedags gehen als volltrunkene
Kinderchen des Fahrers durch. Um das Risiko zu minimieren, verklappt
Mac Gips die beiden Träumer in den nächsten Straßengraben.
Als sie am anderen Morgen dort aufwachen, rekonstruieren sie die
Begegnung und kommen zum Schluß, daß der Agent am neuen Kunststoff
interessiert sein muß.
Dann entdecken die Digedags auch noch ihren Steckbrief an einer Wand,
das Herz fällt ihnen in die Hosen. Schuldlos schuldig und verfolgt sind
sie völlig deprimiert. Ihre Ehre können sie nur noch retten, wenn es
ihnen gelingt, Mac Gips endlich seiner harten aber gerechten Strafe
zuzuführen.
Beilage:
Steinchen an Steinchen -
Kunststoffe im Dienste des sozialistischen Aufbaus
"Ein Moskauer Projektierungsbüro
hat Pläne für fünfstöckige Wohnhäuser aus Beton entwickelt, die
in 35-40 Stunden fertig erbaut werden können. Mit Plaste geht
das natürlich noch leichter ..."
- eine Erfindung
des Genossen Legowitsch, etwa 3D-Druck? |
Rückseite:
Sommerfreuden aus Plaste |
Die Leipziger Messe
Die Leipziger Messe ist mit ihrer über 800-jährigen
Geschichte eine der ältesten Messen weltweit. 1497 bekam Leipzig
das Privileg zur Ausrichtung einer Messe. Beginnend als reine
Warenmesse ging man dazu über, ab 1895 die Messe als Mustermesse
zu betreiben.
Den großen baulichen Aufschwung erlebte die
Leipziger Messe in den 20er und 30er Jahren des vorigen
Jahrhunderts. Leipzig wurde zur "Reichsmessestadt". Nach 1949
war die Messe die einzige auf dem Territorium der DDR, Leipzig
blieb die auch jetzt die "Messestadt".
Gleichzeitig waren die Leipziger
Frühjahrs- und Herbstmessen die größten Messen im Bereich des
RGW. |
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