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Auf der Suche nach Hans Wurst
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![](hawu.gif)
Die Story um Hans Wurst ist meine Lieblingsserie aus der Anfangszeit
der Abrafaxe, zumal auch die Geschichte des Habsburger Reiches
hochinteressant ist. |
Noch blass erinnerlich, dass
Hansel einst behauptet hatte, er wäre "ein Viehdoktor aus'm Salzburgischen“, verbrachten wir unseren wohlverdienten Jahresurlaub
2001 mit voller Absicht dort.
Das "Salzburgische“ ist ja nun nicht gerade klein, dies ließ auch nur
geringe Zuversicht wachsen, Wursts ehemalige Wirkungsstätte als
Veterinär zu finden. Unser Hauptquartier nahmen wir in 1650 m Höhe in
Hochkrimml, um einen möglichst guten Überblick zu erhalten.
Allerdings stellte sich die Frage: Ist das "Salzburgische“ von 1704
gleichzusetzen mit der heutigen Region "Salzburger Land“?
Der Bauer, der die Abrafaxe seinerzeit kutschierte, sagte eingangs,
"...dös da is Pitzing ... buam". Also suchten wir geschlagene zwei
Wochen lang nach Pitzing. Mehr jedoch auf Straßen- und Wanderkarten
als in der Realität, denn die Berge können verdammt hoch sein. Um ins
nächste Tal blicken zu können, muss man leider immer erst kraxeln.
Aber entweder war dieses Pitzing frei erfunden, größenmäßig nicht
eines Karteneintrags wert oder wir haben uns einfach zu deppert
angestellt.
Entdeckt haben wir Pitzing während des Urlaubs jedenfalls nicht,
obwohl wir uns die Haxen blutig gewandert haben, schade! |
Einheimische nach Hans Wurst zu fragen, habe ich vorsichtshalber
vermieden. Man weiß ja nie, ob man nicht irgendwelche persönlich
schmerzhafte Missverständnisse generiert.
Nachfolgende Recherchen (die ich hätte besser vor dem Urlaub
durchführen sollen) ermittelten zwar einen Ort namens Pitzing in der
Nähe von Linz, aber der passt landschaftlich nicht so recht in die
Handlung. Vermutlich gibt’s noch weitere Pitzings, Patzings und
Putzings. So bleibt es nachfolgenden Forschungsreisenden und
Expeditionen überlassen, diese Plätze zu inspizieren und nach den
Wurzeln des großen Spaßvogels zu graben.
![](pitzing.jpg) |
Trotzdem fanden sich viele
Parallelen als zeichnerische Vorbilder für die Wurst-Geschichten im
Mosaik.
![](pitz1.jpg)
Im ansonsten stets gut recherchierten Umfeld der Handlung
enttäuscht es jedoch, dass in den Zeichnungen Kühe eine recht
untergeordnete Rolle spielen. Bis auf ein paar Zugochsen und
Hofer-Bauers Stier Josef werden kaum Rindviecher präsentiert.
Im Gegensatz zum Mosaik sind aber in der Realität die Wiederkäuer
gegenüber normalen Menschen in der Überzahl und haben demzufolge
überall Vorfahrt. Ähnlich haarig mag es auch in Indien zugehen.
Als Krönung legen diese Kreaturen flächendeckend die schon nach der
Haager Landkriegsordnung von 1907 geächteten Tretminen aus, was das
Schuhputzen nicht zu den vergnüglichen Tätigkeiten zählen lässt.
Ordentlich zubereitet schmecken die Tiere allerdings ganz lecker.
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![](alm.jpg)
Nebenbei hat man gute Gelegenheit, ohne teure Behandlung eine
eventuell vorhandene Rinderphobie zu heilen. Wer es übersteht, einer
im Galopp den Berg herunterfegenden Kuhherde wacker standzuhalten,
spart den Weg zum Psychologen. Darauf einen Obstler! |
Ungeachtet aller Misserfolge
hatte ich doch mehrfach das Gefühl, ich würde irgendwann auf Hans
Wurst und natürlich auch auf die Abrafaxe treffen. Dann fiel mir aber
ein, dass die Faxe gerade in Amerika sind ...
Einen Trost gab’s allerdings: Obwohl ich viele Antons aus Tirol
getroffen habe, ist mit die nähere Bekanntschaft mit DJ Ötzi erspart
geblieben.
![](me.jpg)
Grüß Gott! |
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Übrigens, wer war eigentlich Hans Wurst? |
"Meyers kleines Lexikon" von 1968 beschreibt
ihn so:
"Hanswurst, Hans Wurst: der derbkom. Spaßmacher der volkstüml.
deutschen Bühne, zuerst in den Fastnachtsspielen bei HANS SACHS; war
als dummpfiffiger, gefräßiger Diener (parodist. Narr) im 17./18. Jh.
auf den deutschen Wanderbühnen der Liebling des Publikums, wandelte
sich zum Harlekin und wurde durch GOTTSCHED und die NEUBERIN von der
Bühne verdrängt, lebte aber in anderen Formen weiter (Clown,
Kasperle)."
![](pitz2.jpg)
Also, pfiffig war unser Hansel allemal, aber dumm und gefräßig
keinesfalls. |
Der
"echt" Wienerische Hans Wurst
Der in Graz geborene Zahnarzt und Schauspieler Josef Anton Stranitzky
(1676-1726) entwickelte um 1710 die Figur des Wienerischen Hans Wurst.
Anfangs war Hans Wurst tatsächlich die derb-komische Figur des
Volkstheaters und der Wanderbühne. Hans Wurst galt als unzivilisierter
und ober-derber Vorfahr des Kasperls. Wursts bunte und groteske
Kleidung mit dem spitzen grünen Hut sollte ihn als Bauern
kennzeichnen. Hans Wursts Ausdrucksweise war geprägt von einem starken
Dialekt sowie grammatikalisch unmöglichen und der Fäkalsprache
entlehnten Ausdrücken. Auch glänzte die frühe Wiener Variante neben
Gewitztheit und Verschlagenheit durch Feigheit, Prahlerei, Fresslust
und Saufzwang sowie gewisse sexuelle Aktivitäten. Er war eben ein
Spaßvogel. Konventions- und Tabubrüche waren seine starken Seiten.
Beim einfachen Volk erweckte er deshalb große Sympathie.
Oft trat er als Diener greiser Herren auf und "kümmerte" sich um deren
Ehefrauen sowie das weibliche Gesinde. Einer seiner harmlosesten
Sprüche lautet:
"Wirtshaus, Bratwurst, volle Becher!
Sind Hans Wurstens Sorgenbrecher."
Erst in der zweiten Hälfte der 18. Jahrhunderts wurden Wursts Witze
zivilisierter, da auch das einfache Publikum an Anspruch gewonnen und
eine gewisse sittliche Reife erlangt hatte. Zu Beginn des 19.
Jahrhunderts verschwanden Hanswurst und Kasperl in der Versenkung der
Bühnen. Erst ab etwa 1950 beschäftigte man sich, wenn auch vorwiegend
in Österreich, wieder mit der historischen Figur des Hans Wurst.
In diesem Kontext betrachtet, kommt dem Mosaik im Jahre 1978 doch eine
große aufklärerische Rolle zu. Der urige Hans Wurst wird als jeglicher
Zensur standhaltender, liebenswerter Geselle präsentiert. |
![Das ist nicht Pitzing!](pitz3.jpg)
Das
isses jedenfalls nich! |
Im deutschen Sprachraum existieren umfassenden Recherchen zufolge nur
diese drei Pitzings:
einmal in der Steyermark in Oberösterreich:
A 4342 Pitzing
Gemeinde Baumgartenberg / Bezirk Perg
Es liegt im Überschwemmungsgebiet der Donau, also auf absolutem
Flachland, obendrein existieren nur noch 12 Häuser. Obwohl man sagt,
dass Wursts Wiege in der Steyermark stand, kann es also dieses Pitzing
nicht gewesen sein |
zweimal in Niederbayern:
D 84568 Pleiskirchen/Pitzing
Gemeinde Pleiskirchen
D 84337 Schönau/Pitzing
Landkreis Rottal/Inn
Die beiden Pitzings liegen nur 80 bzw. 100 km von Salzburg entfernt,
passen also regional gut zum "Salzburgischen" obwohl sie im
"Bayrischen" liegen. Aber landschaftlich sind sie ebenfalls nicht
kompatibel.
Und was
bedeutet Pitzing ? |
Zur Namensherkunft des Ortes Pitzing wurde folgendes entdeckt:
Ansiedlung (Gehöft) eines Mannes namens Pizz(o) (altdeutscher Name)
Pitzing: Verkleinerungsform |
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