Die Hochspannung, die sich zum Ende des Heftes 321 aufgebaut hatte,
ist plötzlich in sich zusammengebrochen.
Die Abrafaxe lümmeln lässig
in einer Milchbar herum und ziehen sich ihre Milchshakes ein.
Noch
etwas hat sich geändert, die Abrafaxe haben ihr Aussehen wieder einmal
(sicher nur vorübergehend) variiert. Sie sehen zwar nicht so knuffig
aus wie in den letzten Heften, gewinnen aber etwas an Ausstrahlung.
Beim Milchshakeschlürfen geht den Faxen so einiges durch den Kopf.
Wie man erfährt, sind sie eigentlich gar nicht so scharf auf
ständige Abenteuer. Zeitweise sehnen sie sich sogar nach Ruhe. Das
Thema "Trennung" erinnert Califax sein Abenteuer als Prinz Rudi. Und
hier beginnen die Geschichten aus (100)1 Nacht. Vergangene Zeiten
werden aus stillgelegten Gehirnwindungen wieder ans
Licht gezerrt.
Califax und der Andreaskuchen:
Nachdem Califax seinen gesamten Tross durch eine Rindviehattacke
eingebüßt hatte, wandert er mit knurrendem Magen durch die Lande der
Kuruzen.
Auf einem Fensterbrett lächelt ihm ein Kuchen in die Nase und er
kann nicht an sich halten. Natürlich bezahlt er das Teil in die
Kasse des Vertrauens. Der Verzehr des Kuchens bereitet ihm
anschließend starke Durstgefühle.
Bald erreicht er ein Wirtshaus und leistet sich einen als
Zwetschkensaft heruntergespielten Slivovitz. |
Der Wirt und zwei Gäste treiben ein übles Spiel mit Califax,
indem sie ihm eine Lebensmittelvergiftung einreden wollen. Der
"Andreaskuchen" (Pasda oder Schulze, das ist hier die Frage) sei
angeblich mit Zutaten versetzt, welche ihn den Ulf grüßen lassen
würden. Califax nimmt sich die Sache sehr zu Herzen, denn mit
tödlichen Erkrankungen wie Appetitlosigkeit ist nicht zu spaßen.
Viele sollen schon daran verhungert sein. Jedoch der Wirt weiß
Abhilfe.
Das Nach(k)tbadeverbot ignorierend, wird er während der
rituellen Entzauberung seiner Barschaft beraubt.
Abrax in Liebesnöten:
Auch Abrax wird veranlasst, sich im Zyklus der Peinlichkeiten zu
outen. Er erzählt ein Abenteuer, das er mit der schönen Hildegunde
auf Burg Schrottfried erlebte. Mit Floribert von Wackerstein buhlt
er um die Gunst der selben Braut. Seine Message versteckt er wie
einst Suleika in den Tiefen eines gebratenen Federviehs. Leider ist
der Überträger nicht auf Zack und das Tier gelangt in die Hände der
falschen Jungfer. Die Misere nimmt ihren Lauf. Beim blind date im
wahrsten Sinne des Wortes knutscht er mit der Falschen. Vor Beginn
des morgendlichen Lanzengangs erkennt er seinen Lapsus und ist total
von der Rolle, was ihn mit Floriberts Unterstützung glatt umhaut. Er
entzieht sich den Tentakeln von Miss Pickel durch feige Flucht.
Hätte aber wohl jeder so gemacht.
Brabax mag nicht über seine Pleiten sprechen, er erinnert geschickt
an eine Verabredung mit Mrs Ferrando.
Also zurück in die Gegenwart. Der Plan der Faxe ist, sich ins
sonnige Kalifornien abzusetzen, vielleicht als bay watcher? Durch
Entrümplungsarbeiten in Mrs Ferrandos Bodenkammer will man sich die
nötigen Reisespesen verdienen, denn die Abrafaxe hatten bekanntlich
ihr letztes Hemd für ihre Freunde ausgezogen. In der Rumpelkammer,
Willi Schwabe hätte hier sicher auch gern nach Erinnerungen gekramt,
werden verschiedene Exponate getestet. Einem Götzen, vermutlich
japanesischer Herkunft wird eine komische Büchse entwendet. |
Diese Box der Pandora erzeugt seltsame Illusionen. Um die
Schriftzeichen entziffern zu lassen, will man mit der Subway zum
Metropolitan Museum fahren. Brabax meint, für diese Kurzstrecke
brauchte man wahrlich kein Ticket, doch der Kontrolleur ist gerade
immer dann zur Stelle. Zur passenden Zeit beginnt die Box in Brabax'
Jackentasche mit einer Qualmemission. Der Kontrollator vermutet Feuer
im Wagen und leitet die Notbremsung ein. Das nutzen die Abrafaxe, um
sich aus dem Staub zu machen, sie werden aber vom Kontrolleur
hartnäckig verfolgt. Ein Fehltritt von Brabax löst dann die
Katastrophe aus, die Büchse aktiviert sich und öffnet ein Zeitportal.
Nur Brabax' Jacke bleibt am Ort der Portation zurück und komische
Schriftzeichen an der Wand. Schau mer mal ...
Fazit:
Mir gefällt das neue Outfit der Abrafaxe, wie doch so ein
Zeichnerwechsel für Stimmung in den Gesichtern sorgen kann. Ich
könnte in Zukunft mit diesen Faxen gut auskommen, bin aber auch
nicht enttäuscht, wenn wieder die Knuffi-Faxe in Japan Einzug
halten.
Überhaupt ist das gesamte Heft in sich sehr homogen, schließlich
zeichnen diesmal bedeutend weniger Köche für den Brei
verantwortlich. Alle Figuren passen fast 100-prozentig
zueinander.
Trotzdem ist die "Übergangsgeschichte" in den Rahmen der
Gesamthandlung irgendwie hineingequält worden und passt an ihrer
Schnittstelle zum vorhergehenden Abenteuer überhaupt nicht, ich
hätte hier einen dramatischen showdown erwartet. Mir scheint,
die Macher haben hier ein "Verlegenheitsheft" eingeschoben, um
den Neuserien-Joker bis zur Buchmesse im Ärmel behalten zu
können. Aber als Einzelheft betrachtet, ist die Story inklusive
der reminiszenten Szenen bestens gelungen. |
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