"Die Rübensteiner Festspiele" |
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Ursprünglich sollten die "Rübensteiner Festspiele" ja in
Freistadt aufgeführt werden. Aber dann gab es
die bekannten technischen Schwierigkeiten, und die Fortsetzung
des Stückes wurde auf unbekannte Zeit
vertagt.
Nun hat das lange Warten ein Ende, die Runkeltruppe hat sich
aufgemacht nach Bautzen, um ihre Fans
nicht in der furchtbaren Ungewissheit zu lassen.
Aber auch in Thale soll es Aufführungen geben.
Ob diese beiden Stücke identisch sind, ist ungewiss, denn die
Vorstellungstexte klingen ganz
unterschiedlich. |
Bautzen
"Ritter Runkels große Stunde" |
von Martin Verges,
Musik: Karsten Wolf
Aufführungen: 03.07.-10.08.2003
"Nach vielen Jahren wollen Ritter Runkel und seine Knappen Dig,
Dag und Digedag nach einer langen
Abenteuerreise nun endlich aus dem Morgenland auf die
heimatliche Burg Rübenstein zurückkehren, wo sie
von Runkels alten Eltern schon sehnsüchtig erwartet werden.
Ritter Runkel und die Digedags haben allen Gefahren getrotzt
und nebenbei sogar noch auf dem Meeresgrund einen echten
Schatz gefunden: |
die goldene Rüstung Alexanders des Großen.
Damit möchte Runkel nun vor seiner Braut Adelaide von Möhrenfeld
und deren
Familie glänzen und endlich heiraten.
Doch der Kuckucksberger, ein finsterer Raubritter aus der
Nachbarschaft, ist ebenfalls auf das
Möhrenfelder Burgfräulein scharf. Er stellt Runkel eine Falle
und beraubt ihn der Rüstung, darin
erscheint er dann vor Adelaides Eltern und erzwingt sich die
Hand des Mädchens. Adelaide ahnt natürlich
nicht, dass Runkel ganz in ihrer Nähe ist, sie glaubt ihn
sogar tot und hat sich widerwillig ihrem
Schicksal ergeben. Doch Ritter Runkel und die Digedags geben
nicht auf. Sie versuchen mit aller Macht,
die Hochzeit zu verhindern und dem Kuckucksberger ein für
allemal das Handwerk zu legen. Ob es ihnen wohl
gelingen wird?" |
Thale
"Ritter Runkel und die Digedags" |
von Martin Verges,
Musik: Walter Thomas Hein
Aufführungen: 17.07.-26.07.2003
"Wer in die DDR hineingeboren wurde, kennt sie - die
Geschichten der Digedags und des etwas einfältigen
Ritters Runkel, den sein treues Pferd Türkenschreck immer
wieder aufsteigen lässt, sooft ihn das Missgeschick auch
unsanft zu Boden wirft.
Ganz nebenher war der Ost-Comic auch Geschichtsunterricht auf
äußerst unterhaltsame Weise und vermittelte einen Blick auf
unerreichbare Fernreiseziele, die gekonnt
illustriert, die Neugier stets steigen ließ. Inzwischen kann
man nach Venedig reisen, aber auch den
Geschichten z.B. aus dem Dogenpalast im Harz folgen. Begeben
Sie sich mit Dig und Dag auf die
abenteuerlich Suche nach ihrem Gefährten Digedag." |
"In Kooperation mit dem Harzer Bergtheater Thale zeigt das
Studententheater Halle dort die Uraufführung von "Ritter Runkel
und die Digedags" nach der Ritter-Runkel-Reihe des Mosaik aus
den 60er Jahren.
Auf der Suche nach ihrem Freund Digedag verdingen sich die
Pfiffikusse Dig und Dag bei dem mehr als einfältigen Ritter
Runkel, der für seine Braut Adelaide auf Schatzsuche in den
Orient ziehen will. Es ist vorprogrammiert, dass sie auf ihrem
Weg über die Alpen, Venedig, die Piratenküste zur arabischen
Wüste ein Reiseabenteuer nach dem anderen erleben.
Der Text für das für Kinder inszenierte Stück stammt von Martin
Verges, die Musik von Walter Thomas Heyn."
Plakat des
Theaterstücks
Hört sich so an, als ob das Thaler Stück dem Bautzener
vorgelagert wäre. Aber der echte Runkelianer hat
sicher kein Problem, das eine ohne das andere zu verstehen. |
Ritter Runkels große Stunde |
Am 5.7.2003 war es nun endlich soweit. Trotz Sturm, Kälte und
zeitweisem Nieselregen hatte sich eine die
Zuschauertribüne fast zum Bersten bringende Menschenmenge
eingefunden. Alle Altersklassen waren
vertreten, verdächtig viele in den besten Jahren.
Schon im
Vorfeld sorgte der aus der Handlung herausgelöste "mißmutige alte Kriegsknecht" aus Nummer 145
(überzeugend dargestellt von Dr. Frank
Stübner, dem Leiter des Lusatia-Verlags Bautzen) für
Hochstimmung unter den zu früh erschienenen.
Alte
Freilichtprofis (nicht ich) waren mit Deckenstapeln und
Überlebens-Packs angetreten, später verging mir
das Schmunzeln darüber. Glücklicherweise gab's in der Pause
reichlich Glühwein. |
Ursprünglich hatte ich so meine Bedenken, wie als Comic
konzipierte Geschichten in ein Theaterstück, noch
dazu ein musikalisches, umgesetzt werden könnten. Doch meine
Erwartungen wurden dann weit übertroffen,
sogar meine Frauen, eigentlich nicht sonderlich vom Mosaik
überzeugt, fanden das Ganze äußerst
unterhaltsam.
Das Rübensteiner Musical ist mit hohem personellen
und technischen Aufwand liebevoll in
Szene gesetzt worden. Die Musik von Karsten Wolf geht ins Ohr
und die Texte von Martin Verges sind
originell und witzig. Eine gute Kostümierung (die
Rüstungen eingeschlossen) rundet die Vorstellung ab. Und
nicht zuletzt: Alle Darsteller, Techniker und Tiere gaben ihr
Bestes. Dank und Anerkennung! |
Alle Figuren sind eigentlich optimal besetzt und haben analog
der Darstellung in den Heften einen hohen
Wiedererkennungswert, sowohl in Größe, Korpulenz als auch in
der Kleidung. Außerdem ist das Stück DIE
Nasenrevue schlechthin, jeder Darsteller bekam eine
ordentliche Comic-Gurke ins Gesicht getackert.

Die Digedags waren sicherlich am schwierigsten zu besetzen,
denn wer kann schon kleine Kobolde
überzeugend darstellen. Dig hatte anfangs leichte Ähnlichkeit
mit Califax, das gab sich aber wieder.
Ritter Runkel wie immer tollpatschig und leicht angeberisch,
wurde seiner Rolle voll gerecht. Er hat eine äußere Ähnlichkeit mit Cyrano de Bergerac. Runkel gibt eine
Menge absolut neuer Ritterregeln zum besten.
Nachdem ich krampfhaft versucht hatte, mir die letzte zu
merken, habe ich leider den ganzen Rest vergessen
(also Zettel und Stift mitnehmen, ist auch wichtig zum
Ausfüllen des Runkel-Quiz). |
Adelaide, wie zu erwarten eine nette Person, hat aber trotzdem
ihre Eigenheiten (häufiger, zwanghafter
Kleiderwechsel sowie leicht nymphomanische Neigungen). |
Ritter Möhrenfeld kommt als hoch gebildeter, halbseniler
Pantoffelheld daher, seine Frau ist eine
hysterische Emanze, die auf der Burg das Sagen hat.
Die
Rübensteiner Eltern volksnah und gutmütig.
Graf Kuckucksberg erscheint als Vertreter moderner Wegelagerei
und ist Beamter des örtlichen Finanzamtes,
eben DER Raubritter schlechthin.
Herzog Eberhard heißt im Stück König Kurt, ein Schelm, wer
Arges dabei denkt.
Runkels Ross Türkenschreck ist ein Halbrappe, er bekam nur das
Hinterteil geschwärzt. Viele andere Pferde
(nebst Profi-Wagenlenker) ergänzen die Menagerie.
Der sympathische Bär aus dem Burgkeller ist als "running gag"
in die Handlung eingebaut.
Neu erfunden wurde der Schreiber (und Rechner) von Graf
Kuckucksberg mit seiner mobilen Schreibstube.

Es gibt nicht nur "Essen auf Rädern" sondern auch "Burgen auf
Schienen".
Und dann gibt es fahrbare
Felslandschaften, die wie wild über die Bühne kurven. Sie bilden
auch die Bauteile für die Bärenschlucht
im Feuersteingebirge. Das Geheimnis des Antriebs wurde
(ungewollt) sichtbar, als der Bär im Inneren eines
Felsens verschwand: schlichte Gabelstapler.
Ein wahres Meisterwerk der Bühnentechnik ist die Kuckucksburg inklusive
Brunnen und Folterkammer, aber auch die
anderen beiden Burgen sind nicht zu verachten. |
Die Handlung ist stark an die Hefte 145 bis 151 angelehnt.
Leichte dramaturgische Änderungen erzeugen
jedoch auch für den Insider zusätzliche Spannung.
Beim ersten Picknick, das die Digedags und Runkel nach 9
Jahren Auslandseinsatz in der
Heimat zelebrieren wollen, werden sie vom Kuckucksberger und dessen Gesellen überfallen. Der
Kuckucksberger teilt Runkel mit, dass Rübenstein und
zugehörige Güter nicht mehr im Besitz der Familie sind. Ein
ungenannter Alteigentümer hat die Burg
zugesprochen bekommen und Runkels Sippe kann den Pachtzins
nicht bezahlen. Als Krönung des Unglücks
requiriert Graf Kuck die goldene Rüstung Alexanders und wirft
Runkel ins Verlies. Die Digedags können
entkommen.
Auf die Knappen ist jedoch immer Verlass, sie befreien
Runkel wie durchs Heft vorgeschrieben. Unterdessen ist
der Graf bei Möhrenfelds eingeritten und hat mit Unterstützung
der MöhrenfelderIn die liebreizende
Adelaide vor den Altar gezerrt. Glücklicherweise verrichtet
der Kaplan sein Geschäft sehr penibel, so dass
es zu erheblichen Verzögerungen kommt. Gerade noch Zeit für
Runkel und die Digedags, die Hochzeit zu
verhindern und den Grafen davonzujagen. Doch Runkel ist der
Vermählung mit seiner Angebeteten keinen
Zentimeter näher gekommen. Frau von Möhrenfeld will Adelaide
nicht an einen x-beliebigen Rittersmann
verramschen, ein Graf möchte es schon sein. Vorläufig sieht's
stark nach Romeo und Julia aus.
Runkel muss
sich also Geld beschaffen um erstens seine Liegenschaften
zurückzukaufen und zweitens einen Grafen-Titel zu erwerben. Er
befolgt Scharlatanius' Plan und überfällt in
der Bärenschlucht einen Krämerwagen. Doch
in dem sitzen schon die Digedags und Adelaide.
Runkel wird verdienterweise gemaßregelt.
Dann folgt die
ganze Geschichte mit Meister Balduins Bunter Bühne, die
Rübensteiner Festspiele werden aufgeführt und vom
Kuckucksberger Raubgesindel verdorben.
Die Erhöhung des
Pachtzinses für den Rübenstein und der Raub der
Kasse durch den Grafen bringen das Maß zum Überlaufen. |
Viele
Bauern und anderes Volk bieten Runkel ihre
Hilfe an und beschließen, dem Treiben des Kuckucksbergers ein
schnelles Ende zu machen. Verschiedene
Elemente kommen bei der Montags-Demo zum Einsatz, unter anderem
Transparente mit "Rübenstein macht niemand
klein" und
"Runkel, ich will ein Kind von dir".

Mit Hilfe des Digedag'schen Drachens (und Scharlatanius'
Chemikalien) werden die Truppen des
Kuckucksbergers in die Flucht geschlagen. Über die Sturmleiter
entert Runkel die Burg seines Widersachers
und leitet den Showdown ein. Natürlich ist Runkel dem Raufbold
wie üblich nur unzureichend gewachsen,
aber der in der Folterkammer inhaftierte Bär übernimmt den
Part Digedags und hilft entscheidend bei der
Festsetzung des Grafen Kuckucksberg.
Nun kommt der Landesherr,
hier König Kurt genannt, hinterm
Rübenstein hervor und wittert seine Chance, den Kuckucksberger
ebenfalls loszuwerden.
Runkel wird zum
Dank für seine Taten zum Grafen gekrönt, die Digedags werden
zu Rittern geschlagen. Nun hat 00Runkel
endlich seine Lizenz zum Heiraten. Er lässt auch keine
wertvolle Zeit verstreichen und der Möhrenfelder Burg-Kaplan tut
seinen Job.
Auch seinen Besitz hat Runkel wieder, denn irgendwie
steckte hinter allem der Kuckucksberger.
Ritter
Runkels Bauern lehnen sich mit ihren Forderungen ganz schön weit
aus dem Fenster, sie
verlangen unter anderem eine demokratische
Bodenreform.
Ende gut, alles gut. |
●
Runkels tragbarer Flugteppich zur Befreiung der Prinzessin aus
den Tatzen des dreiköpfigen Drachen
● der von den Digedags und Scharlatanius konstruierte
Drachen
für den Sturm auf die Kuckucksburg
● Runkels drahtlos ferngesteuerter, schwimmender
Turban
● reichlicher Einsatz
pyromanischer Artikel
einschließlich Abschlußjubelfeuerwerk |
● Abgang des alten Landsknechts über die Brunnenkurbel in die
Tiefe sowie weitere tolle Abstürze
● Digedags Flug mit dem Fallschirm vom Turm der Kuckucksburg
● der Kopfbehaarung des
Feuerschluckers wurde plötzlicher Gegenwind
fast zum Verhängnis |
Leider waren
Fotografieren und Filmen während der Vorstellung ausdrücklich
verboten worden.
Das Stück hätte
es allerdings durchaus verdient, als Video unter die Leute zu kommen. Ich
denke, es würde in Fan-Kreisen reißenden Absatz finden. |
Laut Programmheft
erwarten uns im nächsten Jahr neue Abenteuer mit Runkel und den Digedags !!!
Außerdem hat Hannes Hegen persönlich seinen Besuch in
Bautzen zugesagt, allerdings will er inkognito bleiben. Das wird
ihm wohl schwerlich gelingen. |
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