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Ort und Berg Oybin
 
Ja, so warns ...

   ... die alten Rittersleut' !



Im schönen Zittauer Gebirge liegt am Fuße des gleichnamigen Berges der Kurort Oybin.
Oybin ist auch der Endpunkt des einen Zweiges der Schmalspurbahn, die in Zittau ihren Anfang nimmt.

Seit jeher ist Oybin ein beliebter Ausflugsort für Leute aus Zittau und Umgebung. Aber auch für Urlauber aus aller Welt hat das Gebiet seine Reize.
Der Ort wird überragt vom Sandsteinmassiv des Berges Oybin (515 m), dessen Kuppe von Burg- und Klosterruine gekrönt wird. Freunde der Romantik kommen hier hundertprozentig auf ihre Kosten.
Um den Oybin ranken sich viele Sagen über Ritter, Hexen, vergrabene Schätze, unterirdische Gänge, echte Jungfrauen und böse Räuber.



Burganlage um 1525 (Großansicht)

Am Fuße des Oybin findet man beim Aufstieg rechterseits eine kleine Bergkirche, auch "Hochzeitskirche" genannt. Diese ist im Stil des Spätbarock errichtet, besteht seit 1734 in ihrer heutigen Form und trägt im Inneren sehr schöne Malereien.



Auf dem Berg selbst sollte man unbedingt das Bergmuseum sowie die Camera obscura (eine Art Lochkamera, mit der man sehr beeindruckend Teile von Oybin auf einem Projektionsschirm betrachten kann - siehe weiter unten) besuchen.
In einem ehemaligen Wohnturm der Burganlage befindet sich das 1879 von Dr. Alfred Moschkau gegründete Berg-Museum. Sein Grab befindet sich auf dem Bergfriedhof des Oybin.
Die gesamte Burg- und Klosteranlage erstreckt sich über eine etwa 4 Hektar große Fläche auf dem Plateau des Berges. Das Museum liefert Einblicke in die Entwicklung und Besiedlung der umliegenden Gebiete und des Zittauer Gebirges und wird durch neue Ausgrabungen ständig erweitert.

Viele Künstler wie Alexander Thiele (Hofmaler von August dem III.), Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus sowie Ludwig Richter entdecken den Oybin als Motiv für ihre Malerei. Johann Alexander Thiele bereiste 1745 gemeinsam mit seinem Schüler Johann Gottlieb Schön die Oberlausitz. Im selben Jahr malte Thiele zwei Bilder vom Oybin. Auch Ernst Ferdinand Oehme suchte hier seine Motive.
 
Wer den Oybin noch nicht erklommen hat, hat zwar nicht umsonst gelebt, sollte es aber schleunigst nachholen.

  
Chronik des Berges Oybin


1250
1283
1310
1311-1316

1348
1364
1366
1366-1384

1429
1512-1515
1515
1530
1555

1563
1574
1570
1577
1665
1681
1715
1775
1793
1810
1829
1851
1852
1854
1877
1879
1883
1888
1893
1903
1949
1952
1983


Errichtung der ersten Befestigung durch Qualo von Leipa, verfiel wieder
ein Raubritternest wird durch die Zittauer Bürger zerstört
Heinrich von Leipa wird Herr über die Ländereien von Zittau
Heinrich von Leipa (oberster Marschall in Böhmen) lässt eine acht-türmige Burg errichten
König Karl IV. von Böhmen ordnet die Befestigung des Oybin an
Kaiser Karl IV. ordnet den Bau seines Kaiserhauses an (als Alterssitz)
der Kaiser stiftet dem Cölestiner-Orden ein Kloster auf dem Oybin
die gotische Klosterkirche wird unter Mitarbeit des Prager Dombaumeisters Peter Parler errichtet
erfolglose Belagerung durch Hussiten
Felsengang an der Klosterkirche wird ausgemeißelt
Anlage des Bergfriedhofs durch die Mönche
im Zuge der Reformation wird das Kloster aufgelöst
Jesuiten-Orden hält Einzug ins Kloster und lässt die reiche Bibliothek nach Prag abfahren
die böhmischen Jesuiten verlassen den Oybin
die Stadt Zittau erwirbt für 68.000 Taler den Oybin
Ansicht Burg und Kloster Oybin
ein Blitzschlag zerstört Burg und Kloster
der sächsische Kurfürst Johann Georg II. besucht den Oybin
Zerstörungen des Bergfrieds der Leipaburg durch einen Felssturz
Ansicht Schloß, Kloster und Dorf Oybin
erstes Einkehrhaus auf dem Oybin
Einweihung des ersten modernen Restaurants
Anlage des Bergringwegs
König Anton von Sachsen besucht Oybin
erster Mönchszug
Bau der "Camera obscura"
Einweihung der heutigen Berggaststätte im Schweizer Stil
Kaiserhaus wird saniert
Gründung des Museums
Museumseröffnung durch Dr. Moschkau (Umzug in den "Wohnturm")
der Sächsische König Albert kommt zu Besuch
Gasthausgarten und Rittersaal werden eröffnet
Prinz Johann Georg von Sachsen besucht Oybin
Wiedereröffnung des Bergmuseums
Berg Oybin geht in Gemeindebesitz über
Neueröffnung der "Camera obscura"
 
 
Die Camera Obscura auf dem Berg Oybin
 
Zur Entstehung

Die Camera Obscura auf dem Oybin ist ja nun keine bahnbrechende Erfindung jener Zeit, aber immerhin eine Attraktion für Besucher. Bereits der Maler Canaletto verwendete für seine präzisen Abbilder der Realität eine Art Lochkamera. Das Prinzip geht allerdings bis zu Leonardo da Vinci (15./16. Jahrhundert) zurück.

Wenn man über die Entstehungsgeschichte der Oybiner Camera Obscura liest, wird als der Erbauer ausschließlich der Uhrmachermeister Weber genannt.

Vor einiger Zeit erhielt ich eine Nachricht von Chris Stuebner aus den USA, die den Ursprung der Camera aus anderer Sicht beleuchtet.
Er schrieb mir, daß er der Ur-Ur-Ur-Enkel des Uhrmachermeisters Karl Stübner ist.
Wie Weber war auch Stübner Uhrmacher in Oybin. Beide waren wohl Geschäftspartner.
Der Ur-Großvater von Chris Stuebner wiederum weilte im Jahr 1907 zu Studienzwecken in Deutschland und hatte dabei Kontakt zu Weber, der ihm Informationen und ein Bild des Riesen-Globus übergab.


Weiterhin bekam er den folgenden Ausschnitt aus einer Zittauer Zeitung (Datierung leider nicht möglich).

Nachruf



Der Zeitungsausschnitt mit dem Nachruf ist in relativ schlechtem Zustand, das meiste ist jedoch halbwegs leserlich:

"* (Vom Oybin) Am dritten dieses Monats, Vormittags, verstarb hier der blinde Uhrmacher Stübner im 85. Lebensjahre. Der verstorbene Greis ist als einstiger Verfertiger und Besitzer des Riesenglobus eine auch in weiten Kreisen bekannte Persönlichkeit. Genannte, von Tausenden bewunderte Sehenswürdigkeit hatte einen Umfang von 20 Fuß, eine Oberfläche von 126 Quadratfuß und circa drei Ztr. Gewicht Stübner stellte seinen Riesenglobus zuerst aus 1862, anfangs in der Teufelsmühle, dann in dem Lusthause, welches früher auf dem Gipfel des Oybin stand, seit August genannten Jahres in einem Pavillon auf dem Platze vor dem niederen Thore. In den Jahren 1863 bis 1865 ging Stübner mit seinem Werke auf Reisen und erntete vielen Beifall. 1884 wurde der Riesenglobus nach Berlin verkauft.
Auch die Camera obscura auf dem Oybin ist Stübner's Werk, sie wurde im Juli 1852 aufgestellt." (1891)


Ein ähnlicher Artikel erschien in der Schrift "Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst" von 1891 in Heft 16 auf Seite 266.

Dr. Alfred Moschkau erinnert in seiner Schrift
"Der Kurort und Berg Oybin im Zittauer Gebirge" von 1884 auf Seite 13 an Stübners Riesenglobus:

Moschkau-Buch

... führen Wege aufwärts, die sich am ersten Burgthore vereinen. Hier steht der Stübner'sche Riesenglobus (sehenswert, 10 Pf. Entree)...

Die Camera Obscura wird von Moschkau in diesem Buch zwar auch erwähnt, auf deren Herkunft jedoch nicht eingegangen.


Unter Berücksichtigung der Aussagen aus dem Nachruf für Karl Stübner sollte er wenigstens in den offiziellen Beschreibungen der Camera Obscura eine entsprechende Erwähnung finden.


Rechts ein Werbeplakat für den Besuch der Ausstellung des Riesenglobus.

"Der Riesen-Globus hatte einen Umfang von 20 Fuß und 126 Quadratfuß Oberfläche ist aus 12 Theilen zusammengesetzt, aus Kupfer gearbeitet und hat ein Gewicht von 4 Zentnern. Er bewegt sich durch Mechanik in 24 Stunden gleich unserer Erde um seine Achse. Ein Stundenkreis umgiebt denselben der die Zeit auf allen Punkten der Erdeanzeigt. Eine Mondkugel umkreist ebenfalls diesen Globus in 28 Tagen."


Herzlicher Dank gilt Chris Stuebner für das Zurverfügungstellen seiner Unterlagen.




 
Die aktuelle Camera Obscura

Die Umgebungsbilder werden mittels eines Planspiegels in den Innenraum der "Dunklen Kammer" auf einen Schirm projiziert. Das Bild kann durch Veränderung der Entfernung von Spiegel und Schirm scharfgestellt werden.
Im konkreten Fall ist der Projektionsschirm ein ausgedientes Dach des "legendären" Trabants.
Hier trifft man auf die wohl intellektuellste Form der Zweitverwendung eines schnöden Fahrzeug-Daches. Es hat als Projektionstisch die genau passende Wölbung.
Ein zusätzliches Linsensystem sorgt für die angemessene Größe des Bildes. Der Spiegel ist um 360 Grad drehbar und damit wird die gesamte Landschaft erfaßbar.

Camera Obscura 1915

So sah die "Camera Obscura" im Jahre 1915 aus.

Camera Obscura 2015

Und so sieht man sie 100 Jahre später.


Karl Stübner

Bild eines Zittauer Fotografen von Karl Stübner


Stübners Riesenglobus

In der Mitte Stübners Riesenglobus und darunter die Camera Obscura auf dem Oybin

Riesen-Globus

 
Chronik der Camera Obscura


1852

1886
bis 1965
1971 - 1973

ab 1980

1981 - 1983

31.08.1983


die beiden Oybiner Uhrmacher Weber und Stübner errichten an der höchsten Stelle des Oybin (am "Kaiserbett") in einem kleinen Holzturm eine "Camera obscura"
die Technik zieht um in ein neu erbautes Holzhäuschen an gleicher Stelle
Webers Tochter, Emma Hundeck, betrieb die Camera bis zu ihrem 87. Lebensjahr
die Anlage wird durch Familie Bernd aus Oybin bedient, danach Verfall des alten Holzhäuschens
Abriß und Neubau eines massiven Gebäudes durch Studenten der IH Zittau unter Leitung von Dr.-Ing. Siegfried Illgen
Anfertigung des Linsensystems durch Pentacon Görlitz

Wiedereröffnung der Camera Obscura

Seither ist die Camera wieder in Betrieb und erwartet zu ausgewählten Zeiten ihre Besucher.
 
 
Der Jungfernsprung auf dem Oybin
 
Es war einmal ein Jungfräulein
aus einem nahen Städtchen,
die war so nett, so zart und fein,
es war ein hübsches Mädchen!

Die ging einst nach dem Oybin hin,
um sich dort umzuschauen.
Auch wollte sie mit frommem Sinn
im Kirchlein sich erbauen.

Dort sah das schöne Jungfräulein
ein junger Mönch aus Schwaben,
der glaubt' es wär' ein Engelein
und wollte es gleich haben.

Das Jungfräulein erschrack gar sehr
und machte sich von hinnen.
Der Mönch jedoch lief hinterher,
als wär' er nicht bei Sinnen.

Und fort ging es im schnellsten Lauf,
da plötzlich halt sie macht.
Ein jäher Abgrund that sich auf,
doch resolut sie dachte:

"Ach was, nur Muth, bald ist's gethan,
ich spring hinab zu Erden.
Ich hab' ja einen Reifrock an,
das kann so schlimm nicht werden!"
  

Und kaum gedacht, war sie auch schon
hinab mit einem Satze.
Der liebestolle Klostersohn
zerkratzte sich die Glatze.

Dem Jungfräulein der Sprung gelang,
sie eilte rasch nach Hause. -
Der Mönch schlich sich mit leisem Gang
in seine stille Klause.



 

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