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Die
Bimmel-Bummelbahn
Teil 1 |
Zittau - Bhf. Bertsdorf - Oybin
und
Bhf. Bertsdorf - Jonsdorf |
Als der Erholungsort Oybin im Jahre 1873 in den Verband der
sächsischen Sommerfrischen aufgenommen wurde, merkte man alsbald, daß mit der Postkutsche als alleiniges Verkehrsmittel
kein Blumentopf mehr zu gewinnen war.
Also mußte man für die Fahrt ins Gebirge nach neuen Wegen suchen.
Deshalb rief im Jahr 1884 der Gebirgsverein den Sächsischen Landtag an und
gründete ein Bahnkomitee. Da sich die sächsische Regierung etwas zierte, schlug man
vor, die Bahn privat zu bauen. Die endgültige Genehmigung dafür
gab es aber erst zu Beginn des Jahres 1888. Man sieht, die
Behörden waren auch früher schon nicht die schnellsten. Und das,
obwohl
Sachsen damals noch nicht der EU angehörte.
Als kleine Gemeinheit der sächsischen
Regierung mußte die Bahn nach den Richtlinien der sächsischen
Schmalspurbahnen errichtet werden, damit der Staat über ein
Hintertürchen die Bahn jederzeit übernehmen konnte.
Nun gründete man die Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahngesellschaft,
die Abkürzung lautete ZOJE. Und wie das mit Abkürzungen so ist,
wurde dies bald als "Zug ohne jede Eile"
kolportiert.
Der Bau der Strecke in der Spurweite 750 mm begann im Sommer 1889. |
Nach einem reichlichen Jahr, am 25.11.1890, fand die offizielle
Eröffnung der Strecke statt. Dieser Tag läutete auch das Ende der
Oybiner Postkutschen ein.
Wegen starker Unwetter konnte der Eröffnungs-Zug aber nicht bis Oybin
durchfahren, sondern endete schon am Bahnhof Bertsdorf. Hier spaltet
sich die Strecke nach Oybin und Jonsdorf auf. Erst am 15. Dezember
wurden die End-Bahnhöfe Oybin und Jonsdorf erreicht. |
Als höchster Würdenträger
benutzte der sächsische König Friedrich August III. im Jahre 1905 die
Bahn.
Da anfangs nur wenige Personenwagen verfügbar waren, mußten in
Spitzenzeiten auch Güterwagen zum Transport der Erholungssuchenden
eingesetzt werden. IKEA ließ schon grüßen.
Trotz des guten Anfangs ging die ZOJE bald in die
Pleite und wurde am 1.7.1906 in die Königlich-Sächsischen
Staatseisenbahnen eingegliedert.
Im Jahre 1909 tauschte man schrittweise die Lokomotiven der
sächsischen Gattung I K gegen die stärkeren Maschinen der IV K aus.
Im Betrieb als Staatsbahn
wurde wirtschaftlich wieder aufgeholt, letzten Endes erreichte man die
Kapazitätsgrenzen und baute bis 1913 das Nadelöhr des Ganzen, die
Strecke zwischen Zittau-Vorstadt und Oybin zweigleisig aus. |
Zu
Pfingsten 1914 mußten wegen extremer Fahrgastlawinen die Züge nach Oybin im
Zehn-Minuten-Takt verkehren. Dies war vermutlich die erste
dampfbetriebene S-Bahn.
1920 gliederte man die Sächsische Staatseisenbahn in die
Deutsche
Reichsbahn ein.
Im Jahre 1928 wurden Einheitslokomotiven der Baureihe 99 73-76 eingesetzt,
die noch heute in Betrieb sind.
1938 kamen 4 Triebwagen mit den Nummern VT 137-322 - VT 137-325 zum Einsatz.
Ein letzter dieser Wagen VT 137-322, der noch bis 1964 Dienst tat,
harrte im Lokschuppen des Bahnhofs Bertsdorf der reichen Spenden edler
Bahnfreunde, um wieder betriebsfähig zu werden. Am 10.08.2007 war das
Werk vollbracht, nun rollt er wieder im Glanz der vergangenen Tage.
Jedenfalls war man erfolgreicher als Grigori Kossonossow, der
Wächter der Fliegerschule. |
Während des zweiten
Weltkrieges nahm die Bedeutung der Bahn zwangsläufig ab, im vorletzten
Kriegswinter wurde sogar das zweite Gleis zwischen Bertsdorf und Oybin
abgebaut.
Nach dem Krieg einsetzende Reparationsleistungen taten ein
übriges. Im Sommer 1945 existierte nur noch eine betriebsfähige Lok.
Ab 1946 wurde das zweite Gleis zwischen Zittau und Bertsdorf
abtransportiert.
Später erholte sich der Zugbetrieb langsam wieder.
1954 kam ein dreigliedriger Triebwagen (VT 137 600) vorübergehend zum
Bestand der Kleinbahn, wegen seiner Form erhielt er den Namen
"Lindwurm".
1966
konnte sich ein jeder das Fahren mit der Kleinbahn noch richtig leisten.
Zu den heutigen Fahrpreisen schweigt des Sängers Höflichkeit...
Damals empfanden die Leute allerdings den lästigen Dampf noch
nicht als zuschlagswürdig. Was einem dazumal die Tränen in die
Augen trieb, war der Rauch. Heute ist es der Fahrpreis.
Trotzdem ist die Fahrt mit dem "Boahnl" nach wie vor ein großes
Erlebnis. Einfach mal zwei Döner weniger essen und dafür
mitfahren. Auch diese Bahn braucht eine Menge Fahrgäste für ihren
Fortbestand. |
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Ab 1969 wurde der Güterverkehr ab Olberdorf-Oberdorf in Richtung
Gebirge eingestellt.
Einem Ministerratsbeschluss
der DDR von 1972 zufolge wurde die Bahn zwar als erhaltenswert
eingestuft, konnte sich aber gegen die Braunkohle nicht behaupten. Zum
Sommerfahrplanwechsel am 27.5.1990 sollte der Personenverkehr, wenig
später auch der Güterverkehr eingestellt werden.
Glücklicherweise
wurde dies durch "die Wende" verhindert. Der Braunkohlentagebau Olbersdorf beendete seine Aktivitäten 1992, heute ziert an dieser
Stelle der Olbersdorfer See die Landschaft.
Ab 1992 wurden einige Lokomotiven
schrittweise auf Ölfeuerung umgestellt, was sich aber nicht bewährte
und deshalb wieder rückgängig gemacht wurde.
Da die Reichsbahn die letzten Jahre eher auf Verschleiß gefahren war,
machten sich umfangreiche Erhaltungsarbeiten erforderlich. Dummerweise
ging der Verkehr drastisch zurück, denn die potenziellen Fahrgäste
wollten nun erst einmal andere Bahnen in aller Welt erkunden.
Ab 1994
übernahm die DB AG den Fahrbetrieb. Wegen der hohen Defizite
beabsichtigte die DB AG die Bimmelbahn zum Jahre 1998 einschläfern.
Um die Bahn als Zugpferd des Tourismus zu erhalten, wurde 1994 die
Sächsisch-Oberlausitzer-Eisenbahngesellschaft mbH (SOEG) gegründet,
die am 1. Dezember 1996 die Bahn in eigene Regie übernahm.
Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit erwog man die Anschaffung von
Triebwagen, die sich aber bis heute nicht realisieren ließ.
Trotzdem soll der Dampfbetrieb als besondere Attraktion
weiterhin erhalten bleiben. |
Streckenverlauf:
Zittau - Oybin / Jonsdorf
Bahnstation |
Entfernung |
Höhe über NN |
Zittau
Zittau-Haltepunkt
Zittau-Süd
Zittau-Vorstadt
Olbersdorf-Niederdorf
Olbersdorf-Oberdorf
Olbersdorf-Bhf.
Bertsdorf
Oybin-Niederdorf
Oybin-Teufelsmühle
Kurort Oybin
Jonsdorf-Haltestelle
Kurort Jonsdorf |
0,0 km
1,15 km
2,6 km
4,3 km
5,6 km
7,3 km
8,9 km
10,0 km
11,0 km
12,2 km
11,0 km
12,8 km |
252 m
246 m
323 m
243 m
266 m
284 m
336 m
347 m
370 m
389 m
402 m
451 m |
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Übersichtskarte der Schmalspurbahnen um Zittau
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