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84 Die findigen Reporter November 1963


Nach ihrer Agentenphase gehen die Digedags nun zum investigativen Journalismus über. Bei der "Vossischen Zeitung" in Berlin gibt's Beschäftigung als Reporter.
Zum Einstand haben sie sich beim Hofschmeichler Flunker durch zu großen Erfolg unbeliebt gemacht. Dieses Exemplar der Schaumkrone der Intelligenz protzt ständig mit einer hohen literarischen Ehre, die leider in den dunklen Tiefen einer verschlüsselten Kassette ihr hoffnungsloses Dasein fristet.
Bei der täglichen Dienstausgabe erhalten Dig und Dag das Interview mit dem Kriegsminister und Flunker eine Reportage übers Feuerwerk. Beides geht in Charlottenburg über die Bühne, aber der nachtragende Flunker weigert sich, die Digedags in seiner Kutsche mitzunehmen. So bleibt ihnen nur, das Redaktions-Dienst-Dreirad zu entern und munter loszustrampeln.
Auf der Chaussee werden sie von einem Feuerwerkstransport überholt, der zufällig eine Kiste brisanten Inhalts verliert. Für Dig und Dag ist es als geschulte Feuerwerker seit Heft 7 kein Problem, einen Raketenantrieb ans Dreirad zu tackern.
So sind sie noch vor Flunker in Charlottenburg, allerdings hätte ihr Gefährt die Erteilung der Feinstaubplakette knapp verfehlt.
In der Warteschlange vorm Schloss steht auch eine Kutsche mit vornehmen Herrschaften. Es ist Major von Treskow, der nach Vereitelung des österreichischen Spionageversuchs erneut zum Chef der Abwehr befördert wurde.
Treskow hat hier allerdings ein wenig Pech. Eine vermutlich vom österreichischen Geheimdienst gedungene Elster raubt ihm seinen wertvollsten Orden von der Brust - jroße Kalamität, das!
Aber die Digedags sind ja nicht rachsüchtig wegen Magdeburg. Sie überzeugen die Elster, das Kleinod wieder rauszurücken. Herr Major sind außer sich vor Freude, nun doch mit Fräulein Braut und Frau Schwiegermonster am Ball teilnehmen zu können. Dafür dürfen Dig und Dag im Tross von Treskows Kalesche auf der VIP-Spur ins Schlossgelände einfahren.
Gleich darauf treffen sie auf den Kriegsminister. Auch Leutnant Siemens ist hier als Pyromane für special effects zugange.
Während die beiden findigen Reporter mit dem Minister über die Heeresreform plaudern, bricht plötzlich die Hölle los. Das etwas verfrühte Feuerwerk lässt Minister und Digedags in Deckung gehen. Als sich die Schwaden verzogen haben, ist auch schon Treskow mit dem verhafteten Attentäter zur Stelle. Siemens soll's gewesen sein - der ist sich allerdings keiner Fehltritte bewusst. Beim Lokaltermin glimmt schon wieder eine Lunte. Eine Rosenkugel als Brennglas macht's möglich. Treskow ist  sauer, dass ihm der Kriegsminister untersagt hat, den mörderischen Gärtner zur Rechenschaft zu ziehen.
Jetzt haben die beiden Vertreter des Qualitäts-Journalismus ihren Aufreißer fürs Interview: "Attentat auf Kriegsminister".
Der Chefredakteur ist begeistert. Gleich gibt's wieder Stunk, denn Flunker hat auf seine Art übers Feuerwerk geschrieben. Der Chef verbannt ärgerlich beide Parteien in den Tiergarten, sich daselbst abzureagieren und eine neue Reportage mitzubringen.
Während sich auf der schönen Doppelseite Flunker schon wieder für eine Kutsche mit königlichem Logo interessiert, zieht es die Digedags zu einem freigeistigen Volksredner, der sich der Politik der Regierung angenommen hat.
Bei der folgenden Unterzeichnung eines diesbezüglichen Pamphlets ist auch Siemens begeistert dabei.
Unter der Losung "Offiziere unterschreiben Aufruf gegen Muckertum" machen sich Dig und Dag mit dem Schrieb schnell vom Acker. Selbstverständlich kommt das auf die erste Seite der "Vossischen". Ist aber wohl ein wenig zu viel des Guten. Denn Treskow erscheint auf der Straße und konfisziert den Lesern die Zeitungen unter der Nase weg. Die Beschwerde der Digedags bei ihrem Chef geht nach hinten los.
Der wäscht seine Hände plötzlich in Unschuld und will nichts mit dem Skandal zu tun haben. Dafür muss er in die bittere Pille beißen und ersatzweise Flunkers Geschwurbel  abdrucken. Dies versöhnt auch Treskow wieder mit der Welt.
Als die Digedags bei Siemens Buße tun wollen, erfahren sie, dass er sich in schwerer Ungnade befindet und den militärischen Lebensabend in Niederpritzwalde verbringen soll. Nur eine Erfindung von epochaler militärischer Bedeutung kann das noch verhindern. Die Digedags hätten da schon einen Einfall. Als belesene Insider haben sie von einer Erfindung der sogenannten Schießbaumwolle Kunde erhalten. Und wer hat's erfunden? Die Schweizer. Macht aber nix, solange das Zeug in Preußen noch unbekannt ist. Ein erster Versuch endet vielversprechend und unter nur geringem Kollateralschaden.
Mit einem prallen Päckchen der Nachahmung macht sich Siemens mit den Digedags auf den Weg zum Kriegsminister. Dag hat vorher noch eine kleine Kostprobe abgezweigt. Am Brandenburger Tor werden sie von Treskow kontrolliert. Wachsam wie er ist, tauscht er das Paket bei der Inspektion gegen alte Fußlappen um. Sodann befiehlt er seiner Ordonnanz, die komische Watte im Ofen zu versenken, denn Majestät mag bekanntlich keinen Krempel in der Wachstube.
Die Explosion verschüttet den Inhalt der königlichen Kutsche, nun ist Niederpritzwalde auch für Treskow angesagt. Gemeinsam nimmt man die Verfolgung von Siemens auf.
Der hat unterdessen den Minister erreicht und präsentiert ihm Treskows Sockenkollektion. Aber noch ist Preußen nicht verloren, die Digedags haben da natürlich etwas vorbereitet. Als die Ladung in einem hohlen Baum naturschutzwidrig einen Hornissenschwarm emigrieren lässt, erreicht seine Majestät in Treskows Begleitung das brisante Versuchsfeld. Auch Flunker ist zugegen, so können sich alle der natürlichen Anti-Rheuma-Behandlung unterziehen. Ergebnis: viele Stiche, auf Treskow wartet die Verbannung und Siemens wird begnadigt.
Die Digedags haben mit dem verbeulten Flunker kein Erbarmen und reizen ihn weiter. In seiner Wut haut er die ominöse Kassette auf seine Werkbank. Und siehe, sie öffnet sich und gebiert einen Karnevalsorden mit unvorteilhafter Beurteilung der Leistungen des Hofberichterstatters.

 

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