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50 Jahre "ATZE"

 

Sternenzeit:
minus 108


Wir schrieben das Jahr 6 NGI
[nach Gründung des Imperiums].


Ein neuer Karfunkel war am sozialistischen Comic-Himmel aufgegangen: ATZE
Herausgeber: "Zentralrat der FDJ" - was braucht's der Worte mehr ?!
Es war jener bedeutsame 4. April des Jahres 1955 am Zeitungskiosk des Vertrauens.
Immerhin kostete das Heftchen 20 Pfennige - relativ viel für diese Zeit - aber dafür war auch der Inhalt entsprechend schmalbrüstig.
Selbst der unterdurchschnittliche Pisaner hatte sich die acht Seiten innerhalb zweier Minuten reingezogen.
Die ersten Hefte boten ohnehin wenig Text. Sie beschränkten sich auf vorwiegend reine Bildfolgen, wie man das auch von einem Comic-Magazin erwarten würde.

Ein paar Jahre später herrschten dann die sogenannten "Bildergeschichten" vor, bei denen die Texte die Oberhand gewannen. Die rühmliche Ausnahme bildeten Serien wie etwa "Fix und Fax", "Pedro und Coco" und "Pats Reiseabenteuer".
Doch es war immerhin ein Anfang, in der DDR ein Heft zu etablieren, das fast ausschließlich aus Bildergeschichten bestand.
Und ausbaufähig war "Atze" allemal.
"Fröhlich sein und singen" hatte bereits knapp zwei Jahre früher den Markt für die bunten Bildchen sensibilisiert.
Dass es mit "Atze" vorwärts ging, zeigte sich schon nach einem Jahr. Ab Heft 13/1956 wurden dem Leser 4 Seiten mehr zugemutet - und das zum gleichen Preis! Bis Heft 4/1990 gelang es sogar, den DDR-immanenten "stabilen Preis" durchzuhalten.
Was allerdings weniger stabil blieb, war das Niveau des Heftes. Ab Mitte der 60er Jahre bis zum Ende der DDR machten immer mehr ideologische Strips und Texte das Wesen der Zeitschrift aus. Und man war wieder nach zwei Minuten fertig mit dem Lesen.


 
Rein äußerliche Veränderungen des Heftes
1955/1 Logo 1/1955
Ur-Logo:
Atze vor der Ziegelmauer
1956/13 Erweiterung des Umfangs von 8 auf 12 Seiten
1957/1 Logo 1/1957
Atze auf der Weltkugel
1958/4 kleineres Format
1959/6 Logo 6/1959
Atze nicht mehr im Logo
1960/1 Format-Änderung auf "quadratisch"
1962/1 Format-Änderung und Erweiterung auf 16 Seiten (Hälfte nur zweifarbig)
1967/1 Logo 1/1967
Logo-Änderung (Cover weiß)
1972/1 Logo 3/1972
Logo-Änderung (Outfit fast bis fast Ende)
1990/3 Logo 3/1990
Logo-Änderung
 
1990/6 Hochglanzpapier
1990/7 komplett vierfarbig,
1990/12 Logo 12/1990
neues Logo mit Fix und Fax im Atze-Schriftzug

größeres Format, 24 Seiten
 
Inhaltliche Wandlungen in Atze
1963-1965 Erste ideologische Reformierung des Heftes. "Fix und Fax" gerieten durch ihre politische Sorglosigkeit ins Licht der Redaktion und wurden auch zum Feindbild der "fortschrittlichen Lehrerschaft" auserkoren.
1965-1966 Es setzte wieder eine teilweise Lockerung der staatlichen Vorgaben ein, zusätzliche >>harmlose Comics<< (z. B. von Schlegel) wurden zugelassen.
1967-1989 Endgültige ideologische Ausrichtung (fast nur noch Schlegels "Pat" und Kiesers "Fix und Fax" waren unbedenklich zu genießen).
Neu: "Kämpfer der Revolution" und andere Kleinodien der Geschichte.
Trotz allem gab es hin und wieder partielle Aufhellungen durch die eine oder andere >>neutrale<< Bildergeschichte.
1990-1991 Heft 1/1990 erschien unter völligem Verzicht auf die alten propagandistischen Hüte (den letzten von Günther Hain gab es in 10/1989) und ideologischen Belehrungen.
"Atze" wurde wieder zum Comic-Magazin, das man sich schon in den letzten 25 Jahren gewünscht hätte.
 
Diverse technische Daten *
Redaktion
1/1955 - 4/1959 Klaus Hilbig
5/1959 - 3/1961 Dieter Wilkendorf
( 1953-1967 Chefredakteur von "Fröhlich sein und singen" )
4/1961 - 12/1966 Hans Erhardt
( 1960 Chefredakteur des "Verlag Junge Welt" )
Offener Angriff auf "Mosaik" Nr. 39
1962 opferte Hannes Hegen die schönen alten Sprechblasen auf Erhardts Anti-Comic-Altar.
1/1967 - 3/1991 Wolfgang Altenburger
( 1963-1985 Chefredakteur beim Mosaik )
Altenburger war auch der Texter der Politcomics und von "Pats Reiseabenteuern".
Herausgeber
1955 Zentralrat der FDJ
1956 - 1991 Verlag "Junge Welt"
Auflagenhöhen
1955
1956
1957
1958
1959
1960
1974
1981
1988
506000
493000
451000
455000
429000
422000
465062
547000
562400
Preise
bis 1990/4
ab 1990/5
ab 1990/7
20 Ost-Pfennige
40 Ost-Pfennige
1,40 DM
 


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Figuren und Serien
 
Zeichner und Illustratoren

 
 
Selbstbeschränkung

Da  die betrachtenswerte Phase der Hefte meines Erachtens nach in der zweiten Hälfte der 60er Jahre endete, beschränken sich meine Ausführungen auch auf diesen Zeitraum.

Das wird sicher wieder einige zu Protesten veranlassen, die das alles "gar nicht so schlimm" fanden. Aber wer mit der damaligen Agitation und Propaganda nichts am Hut hatte und die ersten Jahrgänge objektiv vergleicht, kann zu keinem anderen Schluss kommen.

Heftbezogene Auflistungen der Geschichten und Comics sowie der zugehörigen Zeichner und Illustratoren der frühen Jahrgänge sind hier zu finden (wird sicherlich irgendwann vervollständigt).
 
1955 1956 1957 1958 1959
1960 1961 1962 1963 1964
1965 1966 1967 1968 1969
*  Für die Jahresangaben und Zahlen wird keine Gewähr übernommen, sie sind nach bestem
    Gewissen recherchiert, leider gibt es auch in den einzelnen Quellen gewisse Abweichungen.

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